Börsen-Zeitung: Alphatiere unter sich, Kommentar zum Krawall im öffentlichen Banken
Archivmeldung vom 13.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr: Im öffentlichen Banken- und Sparkassenlager sind einige Matadore wieder mal dabei, es sich so richtig schön untereinander zu geben. Schon sieht mancher leicht lädiert aus, während noch nicht recht zu erkennen ist, wer als Gewinner aus der Keilerei hervorgehen soll. Vermutlich die private Konkurrenz, die sich köstlich über den Krawall amüsieren darf.
Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) mit
seiner von BayernLB bis Westdeutsche Lotterie 61 Namen zählenden
Mitgliedschaft sucht einen neuen Präsidenten; Thomas Fischer verlor
mit der Abberufung als WestLB-Chef auch dieses Amt. Nun wurden ein
paar Unfreundlichkeiten über die LBBW und deren als künftiger
VÖB-Vormann hoch gehandelten Boss Siegfried Jaschinski gestreut und
gleich noch die Alternative mitgeliefert: der bisherige Verbandsvize
Christian Brand, Vorstandsvorsitzender des baden-württembergischen
Förderinstituts L-Bank.
Durch das öffentliche Gerede sind jetzt beide ebenso beschädigt
wie jene Landesbankchefs, die - zu Recht oder zu Unrecht - als
Plaudertaschen verdächtigt werden, und vor allem auch der VÖB selbst.
Sollte gerade das die Absicht gewesen sein? Andere Verbände, nicht
zuletzt der DSGV als Dachverband der Sparkassengruppe, haben mit dem
VÖB noch eine Rechnung offen, weil die Förderbanken (außer der KfW
natürlich) den Obolus zur Rettung der IKB verweigerten. Also eine
Vergeltungsaktion? Das wäre allzu durchsichtig. Wahrscheinlicher ist,
dass ein paar Alphatiere des Verbundes mal wieder ihre persönlichen
Animositäten ausleben.
Über die Sache - inwieweit DSGV und VÖB sich in ihren Aufgaben eher ergänzen oder überschneiden, ob eine Kräftebündelung oder im Gegenteil eine stärkere Abgrenzung sinnvoll und machbar ist - müsste man auch sachlich diskutieren. Da sollte es keine Tabus geben. Frühere Ambitionen, den VÖB unter die Fittiche des DSGV zu ziehen, blieben freilich erfolglos. Eines aber ist klar: Solange die Landesbanken dem VÖB angehören, können die Förderbanken im Verband nicht die erste Geige spielen. Sie wollen es auch gar nicht, weil das der Anfang vom Ende des VÖB in heutiger Struktur wäre. Also werden die Mitglieder am 19. November einen starken Landesbankchef zum Präsidenten wählen, der auch als Integrationsfigur taugt, aber unverdächtig ist, eine Marionette des DSGV zu sein. Da gibt es nicht übermäßig viele Alternativen.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung