Neues Deutschland: Killerdrohnen
Archivmeldung vom 16.08.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEr war Vize-Gouverneur der jemenitischen Provinz Marib und saß am Verhandlungstisch mit Islamisten, um über ein Ende ihrer Gewaltaktionen zu verhandeln. Falscher Zeitpunkt, falscher Ort. Denn auch er starb, als das US-amerikanische Militär vor drei Monaten in einer Geheimoperation die »Al-Qaida-Stellung« bombardierte. 16 Drohnen-Angriffe brauchte die CIA, ehe sie im Vorjahr endlich Baitullah Mehsud getötet hatte, den Anführer der pakistanischen Taliban. Bis zu 320 Personen starben dabei nach Recherchen eines New Yorker Magazins, und viele davon waren Zivilisten.
Das sind die »Kollateralschäden« eines Instruments, das Obamas Chefberater im Anti-Terrorkampf stolz als erfolgreiches »Skalpell« nach der bisherigen »Hammer«-Strategie zu verkaufen versucht. Kaum registriert, hat der USA-Präsident den verdeckten Krieg seines Vorgängers rund um den Globus massiv ausgeweitet. Die Grenzen zwischen Pentagon und CIA verschwimmen immer mehr, und Obama scheint es nicht zu stören, dass er da auf staatlich sanktionierten Mord im völkerrechtlichen Niemandsland setzt. Zudem: Wie nachhaltig kann es sein, einzelne Terroristen zu exekutieren, wenn man dabei zugleich die Zivilbevölkerung trifft und so den Nährboden für neuen Widerstand düngt? Mit seinen Killerdrohnen und Geheimoperationen präsentiert sich der preisgekrönte Friedensfürst längst als gefährlicher Schattenkrieger.
Quelle: Neues Deutschland