EPI kommt das E abhanden
Archivmeldung vom 24.12.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićOb die European Payments Initiative (EPI) nun umfirmiert, etwa in Three Country Payments Initiative? Nach Ende der Frist, in der 30 Banken und Zahlungsdienste Kapital für die Zielgesellschaft zusagen sollten, ist jedenfalls klar: Das Vorhaben kommt eher wie die Sparversion eines deutsch-französischen Vorstoßes daher. Denn nach den Adressen mit Sitz in Italien, Polen und den Niederlanden zucken nunmehr auch diejenigen spanischen Häuser zurück, die nicht ohnehin schon längst das Interesse verloren hatten, nämlich Santander und BBVA.
Ohne die iberischen Häuser lichten sich freilich auch in Deutschland die Reihen. Commerzbank, DZ Bank und HypoVereinsbank winken ab, übrig bleiben, neben den Banken aus Frankreich und Belgien, die Deutsche Bank und die Sparkassen.
Dass die Abkehr vom Gemeinschaftsprojekt eine solche Dynamik bekommen hat, ließ sich kaum vermeiden. Denn je mehr Häuser ausscheren, umso weniger lässt sich für die übrig bleibenden Adressen der mit EPI verbundene Aufwand rechtfertigen. Der erschöpft sich eben nicht in der Kapitalspritze für die Zielgesellschaft, sondern zieht auch erhebliche Investitionen in die Einbindung einer Bank nach sich. Dies lohnt sich nur, wenn es zu der "einheitlichen, innovativen paneuropäischen Zahlungslösung" für Konsumenten und Händler in Europa "über alle Arten von Retail-Transaktionen hinweg" kommt, als die EPI sich darstellt. Was bringt eine Lösung für Europa, die dort nicht flächendeckend einsetzbar ist?
Berichte über den Tod des Projekts könnten sich dennoch als stark übertrieben herausstellen. Dies lässt sich daran ablesen, dass etwa die Unicredit-Tochter HypoVereinsbank EPI nur "zum jetzigen Zeitpunkt" Kapital verweigert. Es geht um die Ausgestaltung. Dass Europa nach Vereinheitlichung bargeldloser Zahlungen durch Sepa ein originäres System für Retail Payments besser zu Gesicht stünde als die fortwährende Abhängigkeit von Mastercard, Visa und Paypal, dürfte allseits unstreitig sein. Und dass Mastercard die Maestro-Funktion der Girocard auslaufen lässt, sorgt hierzulande zusätzlich für Druck im Kessel.
Deutschen Instituten kommt es bei EPI dabei vor allem auf den Zugang zum wild wachsenden E-Commerce-Markt an. Für Frankreichs Banken steht das Abwicklungssystem im Fokus, für spanische Banken wiederum der P2P-Zahlungsverkehr. EPI-Chefin Martina Weimert muss sich rasch Strukturen einfallen lassen, die all diese Interessen besser unter einen Hut bringen als bisher. Sonst kommt EPI nach dem E auch das I abhanden.
Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Bernd Neubacher