Neues Deutschland: zur Publikation "Deutsche Zustände":
Archivmeldung vom 13.12.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie »Deutschen Zustände«, des Bielefelder Professors Wilhelm Heitmeyer, sind ein weltweit einmaliges Forschungsprojekt. Mit den Befragungen zu Vorurteilen gegenüber Menschengruppen konnten seit 2002 sowohl Zeitverläufe als auch die Einflüsse aktueller politischer Entwicklungen abgebildet werden. Daraus ist ein ergiebiger jährlicher Bericht über die »Deutschen Zustände« entstanden, der auch die Grundlage für etliche Praxisprojekte und weitere Forschungen darstellt. Doch damit ist es nun vorbei.
Die VolkswagenStiftung, die in zehn Jahren 2,7 Millionen Euro gegeben hat, kann das Projekt nicht weiterführen. Einen Vorwurf kann und sollte man ihr daraus jedoch nicht machen. Das betonte Heitmeyer bei der Vorstellung des letzten Bandes des Langzeitprojektes. Von einer »rapiden Verschärfung der sozialen Spaltung«, die die Gesellschaft zersetze, ist darin die Rede. Die Politik müsse dem massiv entgegenwirken, sagt Heitmeyer. Eine Politik, die das nicht begreife, beteilige sich an der Entstehung von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Die Frage drängt sich auf, warum so ein Projekt nicht von der öffentlichen Hand gefördert wird. Der tägliche Kampf für Demokratie und gegen Menschenverachtung, die nicht selten auf von Politikern gesetzte Normen von Rentabilität und Verwertbarkeit in allen Lebensbereichen gründet, sollte höchste Priorität besitzen. Dann könnten sie auch weniger ignorieren, dass die deutschen Zustände Folge ihrer Politik sind.
Quelle: Neues Deutschland (ots)