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WAZ: Empörung als Ritual

Archivmeldung vom 13.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Aufregung war absehbar. Mit 1,50 Euro erreichte der Benzinpreis wieder mal eine dieser magischen Marken, die Politiker und Interessenverbände gern zur ausgiebigen Empörung nutzen. Das war so, als das Benzin einst die Schwelle von einer Mark oder einem Euro übersprang. Nur gegen wen sich die Empörung diesmal richtet - da sind sich die Akteure nicht einig.

Die Autofahrer-Lobby schimpft wie gewohnt auf die Ölkonzerne, die mal wieder den Feiertag genutzt hätten zum Abkassieren. Bei über einhundert Preiserhöhungen im Jahr (und fast ebenso vielen Senkungen) wird der Sprit aber auch vor Feiertagen teurer. Am Samstag - direkt vor Pfingsten - sank der Preis im Revier aber wieder deutlich.

Natürlich schießen sich die Auto-Clubs auch auf die Politik ein, die die Tankstellen längst zu Finanzamt-Filialen umfunktioniert hat. Aber auch in Politikerkreisen ist man sauer. Offenbar auf sich selbst. Kaum haben sie die Pendlerpauschale gekappt, fordern einige Politiker die volle Wiedereinführung - der Spritpreistrend sei nicht absehbar gewesen. Das sagt ausgerechnet Wirtschaftsfachminister Glos. Für wie dumm hält er das Volk eigentlich?

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Wilfried Beiersdorf)

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