Österreichs Tourismusbranche greift Google an
Archivmeldung vom 24.01.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit neuer Doppelspitze und herber Kritik an Google, Facebook und Co hat die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV)ihren internationalen Jubiläumskongress 2013 in der Wiener Hofburg gestartet. Die Branche umfasst mit rund 1.200 Hotels einen Höchststand ebenso wie auch bei den Beschäftigten.
"In Österreichs Tourismus arbeiten derzeit 425.000 Menschen", sagt Michaela Reitterer und Gregor Hoch ergänzt: "Die Wertschöpfung stieg in den letzten Jahren von 3,7 auf 6,7 Mrd. Euro." Zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit müsse davon jährlich viel reinvestiert werden, weshalb das ÖHV-Motto der Zukunft nur "Jobs rauf, Steuern runter!" lauten könne.
Lehre für 55-Jährige
"Hotels machen 80 Prozent ihrer Umsätze innerhalb von 90 Kilometern Entfernung", weiß Hoch. Steuererhöhungen wie Erbschafts- oder Umsatzsteuer wären seiner Meinung nach der Todesstoß für viele Familienbetriebe, die generell ihren Sitz nicht in Billiglohnländer verlagern könnten. Reitterer möchte darum die nicht immer kolportierte Attraktivität eines Jobs im Tourismus unterstreichen - samt Karrieremöglichkeit. "Wir wollen die Lehre sexyer gestalten und laden gerne auch 55-Jährige zur Teilnahme ein."
Das Konfliktfeld "E-Tourism" und die Marktmacht des Zwischenhandels haben Experten mit Facebook-Kritiker Max Schrems diskutiert. Suchmaschinen seien zwar unverzichtbare Informationsintermediäre, betont Boris Paal von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, könnten jedoch durch Ausrichtung der Suchalgorithmen nachteilig für die Konkurrenz wirken. "Das ist angesichts von Hotelzimmern als der verderblichsten Ware der Welt ein riesiges Problem", so Markus Luthe, Hauptgeschäftsführer des Hotelverbands Deutschland (IHA).
"Google kein weißer Ritter"
"Die Hotellerie trifft im Internet auf einen immer unfaireren Wettbewerb", findet Luthe. Der Mittler von einst sei zum aktuellen Konkurrenten geworden. Die Antwort darauf könne ein "Multi-Channeling" sein, denn es gehe für die Hotelbetriebe schlicht um unternehmerische Freiheit. "Google ist kein weißer Ritter, sondern erzielt bis zu 40 Prozent Nettorendite", so Luthe. Der Blog-Betreiber kann auch den seiner Meinung nach absurden Wettbewerb um "Likes" nicht nachvollziehen. "Die Lösung für rund 36.000 deutsche Hotels kann nur mehr international erfolgen", meint der IHA-Hauptgeschäftsführer.
Laut Luthe wird aus Buchungsplattformen zunehmend ein "Suchmaschinen-Schlussverkauf". Paals grundsätzliche Empfehlungen an die Gesetzgeber lauten, die Normen in der Anwendungspraxis den Wettbewerb betreffend zu aktualisieren und den Suchmaschinen Transparenzvorgaben beim Ranking von Ergebnissen vorzuschreiben. Öffentlich-rechtlichen Suchmaschinen jedoch könne der Experte nichts abgewinnen, denn da kämen wohl wieder politische Interessen zum Zug.
Quelle: www.pressetext.com/Jürgen Molner