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Voluntourismus - wachsender Reisetrend mit Nebenwirkungen

Archivmeldung vom 07.03.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.03.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Voluntourismus (Symbolbild)
Voluntourismus (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Voluntourismus erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Jedes Jahr buchen schätzungsweise 25.000 Menschen allein in Deutschland erlebnisorientierte Freiwilligeneinsätze im globalen Süden, die oft nur einige Wochen dauern und kommerziell angeboten werden. Die neu aufgelegte Studie "Vom Freiwilligendienst zum Voluntourismus" betrachtet 50 solcher Angebote im deutschsprachigen Raum. In Bezug auf Kindesschutz und Nachhaltigkeit zeigen die Programme in den letzten Jahren kaum Verbesserungen, wie ein Vergleich mit den Rechercheergebnissen 2015 zeigt.

Die Herausgeber ECPAT Deutschland, Brot für die Welt und der Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung bedauern, dass so die Potentiale für nachhaltige Entwicklung vor Ort und globales Lernen nicht entfaltet werden können und Kinderrechte zu oft auf der Strecke bleiben. "In den letzten drei Jahren haben wir leider fast nur kosmetische Verbesserungen bei den Programmen gesehen", sagt Antje Monshausen, Tourismusexpertin von Brot für die Welt. Beispielsweise haben immer mehr Anbieter zwar Verhaltensrichtlinien für ihre Kunden entwickelt, Vorbereitungskurse vor der Abreise gibt es aber fast nie. "Besonders dramatisch ist, dass im Vergleich zu früheren Jahren, die Einsätze immer flexibler werden. Die Wünsche der Reisenden sind wichtiger, als die Sinnhaftigkeit der Einsätze und die Wirkungen vor Ort."

In den meisten Angeboten arbeiten die Freiwilligen mit Kindern. "Kindesschutzstrategien sind extrem selten. Öffentlichkeitswirksam haben sich einige Unternehmen von umstrittenen Waisenhausprojekten distanziert, doch 14 der 25 untersuchten Anbieter bieten die Einsätze weiterhin an und unterlaufen damit internationale Standards des Kindesschutzes", so Mechtild Maurer, Geschäftsführerin von ECPAT Deutschland.

"Wir empfehlen Reisenden und Interessierten, sich gut auf Freiwilligeneinsätze vorzubereiten, die eigene Motivation zu hinterfragen und sich so lange wie möglich vor Ort zu engagieren", sagt Christine Plüss, Geschäftsführerin vom Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung. Wenn die Zeit für einen gut vorbereiteten, langfristigen Freiwilligendienst nicht reicht, kann eine begegnungsorientierte Reise, die nachhaltig organisiert ist und den Blick hinter die touristischen Kulissen öffnet, die sinnvollere Perspektive sein, sind die Herausgeber sich einig.

Im Rahmen der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin, die von heute an ihre Türen für Fachbesucher öffnet, wird die Studie am Freitag, 9.3.2018, 15:30 Uhr auf der Hauptbühne in Halle 4.1 der Messe Berlin öffentlich vorgestellt. Dabei werden auch neue Leitfäden für verantwortungsvollen Voluntourismus, Sensibilisierungsprogramme und Kindesschutzstandards von internationalen Tourismus- und Kinderrechts-Fachleuten vorgestellt.

Die aktuelle Neuauflage der Studie "Vom Freiwilligendienst zum Voluntourismus" finden Sie hier: http://ots.de/9zXWYW

Quelle: ECPAT Deutschland e.V. (ots)

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