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Evakuierung bei Tunnelbränden

Archivmeldung vom 18.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: rudolf ortner / pixelio.de
Bild: rudolf ortner / pixelio.de

Brände in Autotunneln können verheerend sein, wie zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit zeigen. Vor allem weil sich Brände sehr schnell ausbreiten und die Evakuierung der Fahrzeuginsassen in einem Tunnel deutlich schwieriger ist als im Freien. Zu dem kommt, dass Rauch und Lärm die Orientierung besonders erschweren. Wie eine schnelle und richtige Orientierung der Personen in einem Autotunnel optisch und akustisch unterstützt werden kann, untersuchte Prof. Berthold Färber mit seinem Team an der Universität der Bundeswehr München im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen.

Um zu untersuchen, wie Personen aus einer verrauchten Umgebung schnellst-möglich evakuiert werden können, wurden in einer Bunkeranlage verschiedene Leitmöglichkeiten experimentell untersucht. Theaterrauch und Lärm-Beschallung sollten das Szenario möglichst real erscheinen lassen. Zur optischen Orientierung standen Lauflichter, Dioden-Laser-Module, Handläufe, sowie eine Kombination daraus zur Verfügung. Als beste Orientierungshilfe bewährte sich eine Kombination aus Lauflicht, Handlauf und Laser.

Fahrzeuginsassen müssen aus PKW „rausgelockt“ werden

Zudem wurden die akustischen Möglichkeiten untersucht, wie die Fahrzeuginsassen dazu bewegt werden können ihren PKW zu verlassen und sich schnellstmöglich und zielsicher zu den Notausgängen zu bewegen. Da sich viele Personen trotz Gefährdungen in ihrem PKW vermeintlich sicher fühlen, ist es besonders wichtig sie zu einem Verlassen des Fahrzeugs zu bewegen. In den Experimenten stellten die Wissenschaftler fest, dass der Bass-Sound "Sägezahn" und ein dunkler Ton aus der Orgelpfeife am erfolgreichsten dabei sind. Die tiefen Frequenzen werden mehr im Bauchraum gefühlt als gehört und als unangenehm empfunden. Im nächsten Schritt müssen die Flüchtenden zu den Notausgängen „gelockt“ werden. Dazu wurden u. a. verschiedene Vogelstimmen, Musik-instrumente, eine Singstimme ("Hier her"), eine Sprechstimme (z.B. "Please, exit here"; "Der Notausgang ist hier") und weißes Rauschen erprobt.

„Als besonders geeignet zeigte sich die Singstimme „Hier her“ in Kombination mit dem Lockgesang des Rotkehlchens, das mit weißem Rauschen hinterlegt ist. Diese Kombination unterstützte 80 Prozent der Versuchspersonen beim Finden der rettenden Notausgänge“, erklärt Prof. Färber. Selbst ältere Tunnel könnten mit geringem Aufwand mit diesem akustischen Alarmsystem nachgerüstet werden.

Internetbefragung zeigte alarmierenden Kenntnisstand

Als Ausgangsbasis des Forschungsprojektes diente eine Internetbefragung mit über 400 Personen aller Altersgruppen über den Wissensstand der Nutzer, z. B. zur Ausstattung von Tunneln und Verhaltensweisen. Die Ergebnisse sind alarmierend: So würden beispielsweise 16 Prozent der Befragten im Fahrzeug bleiben, wenn im Tunnel Feuer und Rauch zu sehen sind, 19 Prozent wissen nicht, was zu tun ist. Die Zeit, die bei einem Brand bis zur Evakuierung zur Verfügung steht, wird von 42 Prozent der Befragten überschätzt. Wie auch eine Analyse des Verhaltens bei früheren Tunnelbränden zeigt, unterschätzen die Betroffenen die Dramatik der Situation und erleben das Fahrzeug als Schutzraum. Sie bleiben daher bei Feuer und Rauch zu lange im Fahrzeug sitzen.

Zusätzlich wurde eine Umfrage unter Tunnelbetreibern durchgeführt, um den aktuellen sicherheitstechnischen Stand sowie den Umfang der Notfallpläne zu ermitteln.

Quelle: Universität der Bundeswehr München

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