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Schinderhannes-Fallbeil wechselt den Besitzer

Freigeschaltet am 21.11.2024 um 14:44 durch Sanjo Babić
Schneide Fallbeil Bild: Polizei
Schneide Fallbeil Bild: Polizei

Seit Mittwoch, 20.11.2024, ist das Hunsrück-Museum in Simmern um ein geschichtsträchtiges Exponat reicher. Die Fallbeilklinge, mit welcher der Schinderhannes im Jahr 1803 hingerichtet worden sein soll, wurde von der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz dem Museum übergeben; sie wird künftig im Hunsrück-Museum für die Öffentlichkeit zu besichtigen sein.

Von links nach rechts: Bürgermeister Dr. Andreas Nicolay, Leiterin des Hunsrück-Museums Kristina Müller-Bongard, Kriminaldirektor a. D. Stephano Borrero Wolff, Direktor der Hochschule der Polizei RLP Uwe Lederer Bild: Polizei
Von links nach rechts: Bürgermeister Dr. Andreas Nicolay, Leiterin des Hunsrück-Museums Kristina Müller-Bongard, Kriminaldirektor a. D. Stephano Borrero Wolff, Direktor der Hochschule der Polizei RLP Uwe Lederer Bild: Polizei

Die Übergabe erfolgte im Rahmen einer Feierstunde im Simmerner Neuen Schloss am Vorabend des 221. Jahrstage der Hinrichtung von Schinderhannes und 19 seiner "Spießgesellen" in Mainz.

Nach Grußworten des Bürgermeisters von Simmern, Herrn Dr. Nikolay, und dem Direktor der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz, Herrn Uwe Lederer, nahm die Leiterin des Hunsrück-Museums, Frau Kristina Müller-Bongard die Schneide in Empfang. Sie wurde in einem mit rotem Samt ausgekleideten Etui präsentiert. So soll sie bereits 1899 in Mainz im Justizpalast ausgestellt gewesen sein.

Kriminaldirektor a.D. Stephano Borrero Wolff zeichnete danach in seinem Vortrag die wechselvolle Geschichte der Schinderhannes-Guillotine und der Fallbeilschneide nach.
Die eigentliche Guillotine war nach der Hinrichtung des Schinderhannes am 21. November 1803 in Mainz weiterhin in Gebrauch. 1843 wurde sie jedoch nach Gießen verbracht und verrichtete dort weiterhin ihr tödliches Werk. Für Mainz wurde hingegen eine neue Guillotine beschafft.
Nach dem ersten Weltkrieg richtete der damalige Volksstaat Hessen 1921 in der Zellenstrafanstalt Butzbach eine zentrale Hinrichtungsstätte ein. 

Die dortige Guillotine wurde aus Teilen der Gießener, der Mainzer und der Darmstädter Fallbeilmaschinen zusammengebaut. 1937 wurde die Guillotine von Butzbach in die Strafanstalt Frankfurt-Preungesheim verlegt. Dort wurde sie 1940 wegen massiver Funktionsmängel verschrottet und durch eine neue ersetzt.

Die Schinderhannes-Fallbeilschneide selbst war 1803 durch die Finck'sche Waffenschmiede in Kiedrich/Rheingau speziell für dessen Hinrichtung gefertigt worden. In den folgenden Jahren diente sie als spektakuläres Ausstellungsstück im Justizpalast des Großherzogtums Hessen-Darmstadt in Mainz im Neuen Dalberger Hof. Nach dem Auszug der Justiz aus diesem Gebäude ging sie in den Besitz der Mainzer Polizei über, welche das Anwesen dann bis 1982 als Sitz des Polizeipräsidiums nutzte.

Mit dem Umzug des Polizeipräsidiums an den Valencia-Platz in Mainz wurde das Kriminalmuseum des Präsidiums aufgelöst. Damit verlor die Fallbeilklinge nach 180 Jahren ihre ursprüngliche Heimat.

Sie war danach zunächst bei der Landespolizeischule in Koblenz auf dem Asterstein ausgestellt und zog 1996 mit der damaligen Landespolizei-schule zur jetzigen Hochschule der Polizei an den Campus am Flugplatz Hahn.

Mit dem Hunsrück-Museum in Simmern hat das Fallbeil nunmehr einen neuen und dauerhaften Platz gefunden. "Die Schinderhannes-Sammlung wird durch ein originäres Objekt ergänzt, dass nicht nur in direktester Verbindung mit dem Räuber steht, sondern auch kulturgeschichtlich vielseitige Anknüpfungspunkte bietet, wie zum Beispiel zur Rechtsgeschichte und Ethik.", so Kristina Müller-Bongard, die sich über den Erhalt des Objektes freut.

Quelle: Hochschule der Polizei (ots)

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