Mörder, alleinstehend mit Kind, bittet durch Buch um Vergebung
Archivmeldung vom 08.03.2014
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Freigeschaltet durch Doris OppertshäuserEr hat den Vater seiner Ex-Freundin getötet, zwei Polizisten erschossen und sein halbes Leben im Gefängnis verbracht. Dort begann er zu meditieren und fand die Kraft, sein Leben umzukrempeln. Heute ist der niederländische, ehemalige Verbrecher Gerrit Stanneveld (1963) selbst Vater eines 14 Jahre alten Sohnes und besucht Schulen, um die Schüler davon abzuhalten, ihr Leben zu ruinieren.
Um seine Lebensgeschichte zu erzählen und die Denkweise von Psychopathen zu erklären, vor allem aber, um um Vergebung für seine Straftaten zu bitten, schrieb er sein autobiografisches Buch "Kairos", das mittlerweile ins Deutsche übersetzt wurde und in Deutschland, Österreich und der Schweiz herausgegeben wurde.
Stanneveld wird in einer Kleinstadt in der südniederländischen Provinz Limburg geboren, wo er inmitten von Gewalt, Kriminalität, Junkies und Alkoholikern aufwächst. Im Alter von vier Jahren gibt ihn seine Mutter in einem Kinderheim ab. Als Teenager beginnt er zu trinken und zu klauen und raubt mit seiner Familie einen Juwelier aus. Mit sechzehn landet er nach einem bewaffneten Raubüberfall zum ersten Mal im Gefängnis.
Mittlerweile heroinabhängig, tötet er 1986 den Vater seiner Ex-Freundin mit einem Gewehr und wird zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. 1993 erreicht sein Leben einen absoluten Tiefpunkt, als er zwei Polizisten während einer Routinekontrolle erschiesst und anschliessend versucht, sich das Leben zu nehmen.
Im psychiatrischen Gefängnis, wo er seine Strafe absitzt, beginnt er zu meditieren, um sich auf einen Terrorangriff auf die niederländische Regierung in Den Haag vorzubereiten. Stattdessen aber erlebt er einen spirituellen Wandel, der sein Leben verändert. Nach der Geburt seines Sohnes Kairos wird dessen Erziehung zur wichtigsten Aufgabe seines Lebens. Heute besucht er landesweit Schulen, in denen er Vorträge vor Schülern zum Thema Bekämpfung von Alkohol und Drogen hält.
Die niederländischen Kritiker nannten sein Buch rau, fesselnd und aus tiefstem Herzen kommend. Noch nie zuvor hat ein Mörder und Einzelgänger einen solchen Einblick in seine Psyche gewährt. "Ich habe dieses Buch für meinen Sohn Kairos geschrieben. Ich wollte ihm eine ehrliche Dokumentation meiner Lebensgeschichte hinterlassen. Die Menschen nennen mich einen Psychopathen, und damit haben sie Recht. Das war ich auch. Aber ich bin auch noch so viel mehr. Dieses Buch zeigt, dass ein Mensch sich tatsächlich verändern kann, egal, wie schlecht er ist", so Stanneveld.
Quelle: Gerrit Stanneveld (ots)