Zensus: 969 Menschen in Deutschland haben Geschlechtseintrag "divers"
Archivmeldung vom 11.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo Babić2.228 Menschen in Deutschland haben einen Geschlechtseintrag, der sie weder als Mann noch als Frau bezeichnet. Das berichtet die "taz" unter Berufung auf Zensusdaten.
Demnach hatten zum Stichtag im Mai 2022 in Deutschland genau 42.044.446
Personen den Geschlechtseintrag "Frau" und 40.672.866 Personen den
Geschlechtseintrag "Mann". Bei 1.259 Personen blieb der
Geschlechtseintrag leer, 969 galten als "divers". Prozentual sind also
0,001522 Prozent der Bevölkerung in der offiziellen Statistik ohne
Angabe und 0,001171 Prozent divers, zusammen 0,002693 Prozent.
Die
Deutsche Gesellschaft für Trans- und Intergeschlechtlichkeit (dgti)
schätzt, dass tatsächlich ca. 1,7 Prozent der Bevölkerung
intergeschlechtlich sind. Bei intergeschlechtlichen Menschen können
körperliche Geschlechtsmerkmale, wie beispielsweise der Chromosomensatz,
die Hormonproduktion oder die Geschlechtsorgane, nicht einheitlich oder
nicht ausschließlich als männlich oder weiblich eingeordnet werden.
Diese angeborenen Variationen können bei der Geburt oder auch später
sichtbar werden, manchmal bleiben sie unbemerkt.
Die Option
"divers" gibt es im Personenstandsrecht erst seit Dezember 2018 - nach
einem vorangegangenen Urteil des Bundesverfassungsgerichts 2017.
Intergeschlechtliche Menschen können seitdem ihr Geschlecht und ihre
Vornamen im Geburtenregister, das Teil des Personenstandsregisters ist,
ändern lassen.
Die Zensuszahlen zeigen eine deutliche Steigerung
der Geschlechtseinträge "inter" und "ohne Angabe", zumindest verglichen
mit den Daten, die dem Innenministerium im September 2020 vorlagen: In
einer Antwort auf eine kleine Anfrage der AfD steht, dass 256 Menschen
im Jahr 2019 die Geschlechtseinträge "divers" oder "ohne Angabe" hätten.
Im Jahr 2020 waren es bis September 138, also insgesamt zu dem
Zeitpunkt 400.
"Die Zensuszahl ist sogar höher, als wir erwarten
würden. Denn die Hürden, um diese Geschlechtseinträge offen zu lassen
oder divers in Anspruch zu nehmen, waren zur Zeit des Zensus und auch
heute noch richtig hoch", sagte Leo Yannick Wild von der
Schwulenberatung Berlin. Außerdem höre die Diskriminierung damit nicht
auf, so Wild. Als Beispiel nennt er, dass Auslandsreisen zum Risiko
würden, "weil oft unsicher ist, ob andere Länder divers als
Geschlechtseintrag akzeptieren". Auch unangemessene Nachfragen gehörten
zu den Folgen einer Angleichung des Geschlechtseintrags.
Trotz
aller Diskriminierung geht Wild davon aus, dass die Zahl der Menschen
mit dem Eintrag "divers" deutlich steigen wird. Denn dank des
Selbstbestimmungsgesetzes, das im April beschlossen wurde, wird es bald
sehr viel einfacher, den Geschlechtseintrag ändern zu lassen. Für
Erwachsene wird dann eine persönliche Erklärung gegenüber dem Standesamt
genügen, ohne dass es Meinungen Dritter bedarf. Das Gesetz soll im
November in Kraft treten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur