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Die seltsamsten Heilmittel der Menschheit

Archivmeldung vom 26.02.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.02.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Ägyptischer Mumienhändler (1875, Félix Bonfils)
Ägyptischer Mumienhändler (1875, Félix Bonfils)

Bild: CC0 / Félix Bonfils / Wikimedia Commons /

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassenversicherung für Heilmittel betragen in Deutschland fast neun Milliarden Euro. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts, ganz zu schweigen vom Mittelalter, war die Medizin nicht so gut entwickelt. SNA präsentiert Ihnen die wohl seltsamsten „Heilmittel“, die heute einen Schauder hervorrufen können.

Weiter heißt es diesbezüglich auf deren deutschen Webseite: "Rund 20 Millionen Menschen in Deutschland legen großen Wert auf Naturheilmittel und schonende Medikamente, geht aus der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse 2021 hervor. Über 25 Millionen Menschen gehen ein- bis dreimal im Monat in eine Apotheke.

Allein im Jahr 2020 hat sich der Ausgabenposten der gesetzlichen Krankenkassenversicherung für Heilmittel auf rund 8,89 Milliarden Euro belaufen, teilte das Portal Statista diese Woche mit. Noch Anfang des vorigen Jahrhunderts, ganz zu schweigen vom Mittelalter oder der Antike, war die Medizin nicht so entwickelt. Die Menschheit verfügte nicht über so eine Vielfalt von Arzneien wie heute. Doch ganz ohne Heilmittel kam man nicht aus. Wir präsentieren Ihnen die wohl seltsamsten Arzneien beziehungsweise medizinischen Methoden, die früher als solche galten, Ihnen heute aber einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen.

1. Graue Maus gegen Ergrauen

Ein Keil treibt den anderen. So ungefähr schienen die altägyptischen Mediziner zu glauben. Dort wurden zum Beispiel gekochte graue Mäuse gegen das Ergrauen der Haare verwendet, erklärt Brigitte Goede in ihrem Buch „Das Erwachen der Heilkunst im Alten Ägypten“. Dieses Problem wollte man auch mit einer anderen, aber ähnlich auf dem sogenannten Analogie-Prinzip basierenden Methode beseitigen: Dafür nutzte man das Blut eines schwarzhaarigen Tieres, denn dieses konnte angeblich die schwarze Farbe der eigenen Haare erhalten.

2. Schwalbennest gegen Kopfschmerzen

Interessante Rezepte gibt es im „Lorscher Arzneibuch“, dem ältesten medizinischen Buch des abendländischen Mittelalters, das aus dem Ende des 8. Jahrhunderts, der Zeit Karls des Großen, stammt und seit 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. So wird im Buch zum Beispiel Asche aus Rübe und Rinderblut gegen verrenkte Knöchel empfohlen. Gegen Kopfschmerzen sollten unter anderem Schwalbennester helfen:

„Der Schlamm eines in Wasser aufgelösten Schwalbennestes, auf Stirn und Schläfen gestrichen, nimmt den Kopfschmerz“, hieß es.

3. Bibelschlag gegen Ganglion

Ein Ganglion, auch Überbein genannt, ist eine flüssigkeitsgefüllte Aussackung einer Gelenk- oder Sehnenumhüllung. Meist bildet sie sich im Bereich der Hand. Der deutsche Chirurg und Anatom Lorenz Heister hat Mitte des 18. Jahrhunderts empfohlen, die Schwellung jeden Morgen gut mit „nüchterner Spucke“ einzureiben und anschließend für einige Wochen eine „Bleiplatte darauf zu binden“, so Corinna Linde in ihrer Dissertation „Die arthroskopische Resektion dorsaler Handgelenksganglien“.

Eine noch bessere Wirkung erziele man, wenn das Blei vorher mit Quecksilber eingerieben worden sei oder man eine Kugel verwende, die nach Möglichkeit einen Hirsch getötet habe.

Man könne auch „mit aller Kraft“ den Daumen oder einen mit Blei ummantelten Holzhammer auf das Ganglion drücken. Heister sagte allerdings selbst, diese Methoden seien genauso wenig effektiv wie die abergläubischen Rituale, zum Beispiel das Ganglion mit einer Totenhand (s. weiter) zu reiben.

Der andere bekannte Name für Ganglien ist „Bibelzyste“. Früher gab es auch die sogenannte Bibeltherapie. Dabei versuchte man, mit einer Bibel das Überbein zu zertrümmern, erläutert das Portal „Netdoktor“. Heutzutage wird aber von all diesen Methoden abgeraten.

4. Totenhand gegen Zahnschmerz etc.

Die Hand eines toten Menschen wurde früher in der Volksmedizin zur Behandlung einer breiten Palette von verschiedenen Erkrankungen eingesetzt. So wurde in einem der bedeutendsten deutschsprachigen enzyklopädischen Werke, nämlich in „Meyers Konversations-Lexikon“ aus dem 19. Jahrhundert, die Verwendung der Totenhand erläutert, „die im Volke als das letzte Mittel zur Beseitigung von Feuermälern, bösartigen Geschwüren, Krebsleiden und Flechten galten, welche man damit bestrich, damit sie ebenso dahinschwinden sollen, wie nachher in der Erde die Totenhand verwest“. Mit diesem Mittel versuchte man, unter anderem auch Rheuma und Zahnschmerzen zu heilen.

5. Cranium humanum gegen Epilepsie

Nicht nur die Hände der Toten waren von den Medizinern hoch angesehen und begehrt. Cranium humanum war im 16. bis 18. Jahrhundert in vielen Arzneibüchern zu finden. Der Name dieses Arzneimittels bedeutet aus dem Lateinischem übersetzt „menschlicher Schädel“, was eigentlich seinen wichtigen und einzigen Bestandteil erklärt.

Apothekergefäß für Cranium humanumCC BY-SA 3.0 / Einsamer Schütze / Wikimedia Commons

Es wurde nämlich aus menschlichen Schädeln oder auch anderen Knochen des menschlichen Skeletts gewonnen. Diese stammten meistens von hingerichteten Personen. Dem für die heutige Welt selbst als dämonisch betrachteten Arzneimittel wurden mehr als hundert Jahre lang magische Kräfte gegen dämonische Einflüsse zugeschrieben. Als solche galten damals Epilepsie, Lähmungen, Schlag- oder Krampfanfälle.

„Er dienet wider das böse Wesen, wider den Schlag, und andere Zufälle des Gehirns: er widerstehet dem Gift, hilfft die unvermerckliche Ausdünstung der Transpiration befördern, und hemmet den Durchfall“, schrieb der französische Chemiker und Mediziner Nicholas Lemery in seinem enzyklopädischen Werk, dass in deutscher Sprache als „Vollständiges Materialien-Lexicon“ in Leipzig im Jahr 1721 veröffentlicht wurde.

6. Honigsüße Ölkäfer gegen Tollwut

Diese Krankheit ist der Menschheit bereits seit der Antike bekannt. Allerdings wusste man sehr wenig über Ursachen und Behandlung der Tollwut. Seit dem Ausbruch der Tollwut in Deutschland um das Jahr 1427 verwandelte sich die Furcht vor dieser Krankheit hierzulande in Panik.

Was Deutschland angeht, so konnte dieser Tierseuche und Zoonose noch bis 1990 kaum Einhalt geboten werden. Doch nach umfangreichen Bekämpfungsmaßnahmen wurde Deutschland 2008 offiziell als frei von klassischer (terrestrischer) Tollwut eingestuft, heißt es im „Deutschen Tierärzteblatt“ (Ausgabe 5/2014), der Zeitschrift der Bundestierärztekammer.

Gerade die Tollwut wurde zu allen Zeiten und bei allen Völkern vielfach auf übernatürliche Ursachen zurückgeführt und mit zauberischen Mitteln behandelt. Wissenschaftliche Untersuchungen zur Tollwut finden sich erst im 19. Jahrhundert. Bis dahin gab es jede Menge von Behandlungsmethoden. So gab es Berichte, dass man ein Stück rohes Kalbfleisch auf eine Wunde vom Hundsbiss legen sollte.

Ein Ölkäfer, Epicauta pennsylvanicaCC BY-SA 2.5 / Bruce Marlin / Wikimedia Commons

Dank dem preußischen König Friedrich II., dem Großen (1712-1786), wurde ein spezieller Trank gegen die Tollwut bekannt. Er kaufte das Geheimnis der Zubereitung dieses Mittels einem schlesischen Bauern für die damals unerhört hohe Summe von 10.000 Talern ab, erläutern Johannes Lückmann und Bernhard Klausnitzer in ihrer Forschungsarbeit „Die Verwendung der Ölkäfer (Coleoptera, Meloidae) in der Medizin vom Altertum bis in die Gegenwart“, veröffentlicht vom Biologiezentrum Linz/Austria im Jahr 2010. So ließ der König dieses Geheimnis durch das „Ober-Collegium Medicum“ öffentlich bekannt geben und 1777 durch Verordnung den Trunk als „Mittel wider den tollen oder wütenden Hundsbiss“ in den Apotheken verfügbar zu halten.

Laut Rezeptur sollten Ölkäfer über einem Honiggefäß geköpft und anschließend im Honig versenkt werden, um nichts von der öligen Flüssigkeit zu verlieren. Die Süße des Honigs konnte aber die schweren Nebenwirkungen wie heftige Schmerzen, Erbrechen und Durchfall nicht mildern. Später wurde die beschriebene Mischung als „widersinnig“ eingestuft, da sie Zutaten enthielt, die entweder wirkungslos oder sogar giftig waren.

7. Getrockneter Kot für die Wundheilung

Die Eigenharnbehandlung, oder anders auch als Eigenurintherapie bezeichnet, wurde in Deutschland Anfang der 1990er Jahre weit und breit durch die deutsche Journalistin dank ihren Sendungen und ihrem Buch „Urin – ein ganz besonderer Saft“ bekannt. Diese Praxis hat ihre Wurzeln noch im Alten Ägypten. Dort wurde nicht nur Urin, sondern auch menschlicher Kot in der Heilkunde eingesetzt. So wurden damals Wunden mit getrocknetem Kot und Augenverletzungen mit dem Kot von Säuglingen behandelt. Neben den menschlichen Fäkalien waren auch Exkremente von allermöglichen Tieren und Vögeln als Heilmittel in allermöglicher Form populär. Die Dreckmasse eines Katers oder einer Schwalbe wurde als Räuchermittel gegen Störungen des Gehörs verwendet.

8. Morphium-Cocktail zur Beruhigung von Kinder

Seit 1845 haben viele Familien zur Beruhigung ihrer Nachkömmlinge auf ein spezielles Präparat gesetzt, nämlich den Mrs. Winslow's Soothing Syrup (deutsch: Mrs. Winslows Beruhigungssirup). Er wurde in den USA und Großbritannien dank der großen Werbekampagne breit vermarktet und bestand unter anderem aus Morphium und Spirituosen.

 

Eine Flasche von Mrs. Winslow's Soothing Syrup (deutsch: Mrs. Winslows Beruhigungssirup)CC BY-SA 3.0 / P0mbal / Wikimedia Commons

Die Amerikanische Ärztekammer (American Medical Association, AMA) bezeichnete das damalige „Wundermittel“ in einem ihrer Berichte von 1911 als „Baby Killer“ und kritisierte es scharf. Der Sirup wurde aber weiter verkauft und erst 1930 aus dem Handel genommen.

9. „Mumia vera“ als Aphrodisiakum

Die „Mumia vera“ war einst ein offizielles Arzneimittel. Es wurde aus echten Mumien angefertigt, die aus Ägypten meistens als kleinere Stücke importiert und vor Ort in den Apotheken verarbeitet wurden.

Ägyptischer Mumienhändler (1875, Félix Bonfils)CC0 / Félix Bonfils / Wikimedia Commons /

Dieses Heilmittel war als Aphrodisiakum gefragt und sollte außerdem fiebersenkend, blutstillend wirken sowie bei Quetschungen und Knochenbrüchen wirksam sein.

Hölzerne Apothekendose mit Aufschrift „MUMIÆ“CC0 / Christoph Braun / Wikimedia Commons /

„Der Frankfurter Arzt Joachim Strüppe nannte 1574 einundzwanzig Indikationen, darunter Husten, Halsweh, Kopfschmerzen und Schwindel. Zur Behandlung von giftigen Bissen und Stichen sollte „Mumia“ zusammen mit frischer Butter aufgetragen werden", erläutert die „Deutsche Apothekerzeitung“.

In Norddeutschland habe man als Surrogat auch Moorleichen verwendet. Das Darmstädter Pharmaunternehmen Merck hat „Mumia vera aegyptiaca“ zuletzt 1924 angeboten.

10. Quecksilbersalbe gegen Syphilis

Quecksilbersalbe und andere Präparate aus diesem chemischen Element wurden vom Ende des 15. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zur Behandlung der Syphilis verwendet. Der in Berlin studierte Pharmazeut und Fachbuchautor Karl Friedrich Otto Ruß schrieb in seinem 1866 erschienenen Bericht „Das Quecksilber und seine Salben als Volksheilmittel“,dass diese Arzneimittel gefährlich sind.

„Es gibt einige menschliche Leiden, bei denen der davon Heimgesuchte noch obendrein der Schande und Verachtung seiner Mitmenschen anheimfällt. Dies sind namentlich die sogenannten Schmutzkrankheiten. In ihrer Heilung, oder richtiger den gegen sie angewandten Mitteln, liegt aber zugleich eine außerordentlich große Gefahr für die Gesundheit und wohl gar für das Leben dieser Patienten“, so Ruß.

Dies beziehe sich auf die Quecksilber-Salben und sonstigen Präparate, welche gegen die den Menschenkörper äußerlich heimsuchenden Parasiten gebraucht würden. Nicht alle Apotheker waren aber bereit, auf ihn zu hören. Außerdem bereiteten sich viele Menschen diese Salbe selbst.

Die aufgeführten und einst als Arzneien geltenden Mittel sind nur ein kleiner Teil von all dem Absurden, was sich die Menschheit einfallen ließ, um die Krankheiten zu behandeln. Wir möchten an dieser Stelle den Artikel mit den Worten von Ruß beenden, „dass eben nur ganz genaue und pünktliche Befolgung der ärztlichen Vorschrift allein eine Wirkung des Heilmittels ermöglichen und herbeiführen kann!“

Quelle: SNA News (Deutschland)

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