Sargverkauf: Wal-Mart konfrontiert Kunden mit Tod
Archivmeldung vom 31.10.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer US-amerikanische Einzelhandelsriese Wal-Mart hat eine neue Verkaufsnische entdeckt und bietet seinen Kunden neuerdings auch Särge an. Auch wenn die skurrile Verkaufsidee bei praktisch denkenden Amerikanern Anklang findet, zeigen sich vor allem traditionelle Bestatter empört.
Das Angebot reicht von sogenannten "Mom" oder "Dad Remembered" Sargausführungen aus Stahl zum Preis von 895 Dollar bis hin zu Särgen, die aus Bronze gefertigt und dementsprechend teurer (2.899 Dollar) käuflich zu erwerben sind.
Bestatter beklagen fehlende Beratung
"Ich halte es für ein mehr als schwieriges Unterfangen für Wal-Mart, Kunden nun auch noch Särge zu verkaufen. Darüber hinaus ist es heutzutage längst nicht damit getan, einen Sarg zu kaufen. Eine umfassende und vor allem sachkompetente Beratung ist nur durch die Bestatter selbst möglich", sagt Rolf Lichtner, Generalsekretär des Bundesverbands Deutscher Bestatter, auf Nachfrage von pressetext. Dem Branchenexperten nach würden ausgebildete Dienstleister zudem den Vorteil bieten, vertraute Begleiter im Trauerfall zu sein.
Ratenfinanzierung und 48-Stunden-Lieferung möglich
Mit dem reinen Verkauf von Särgen will es Wal-Mart jedoch nicht belassen und bietet bereits Finanzierungsmöglichkeiten an. Wie die BBC schreibt, sollen Kunden auch die Option haben, den Sarg innerhalb eines Jahres ohne Zinsen abzuzahlen. Wer befürchtet, lange auf den neuen Begleiter für die Ewigkeit zu warten, braucht sich nicht sorgen. Innerhalb von nur 48 Stunden können Besteller mit der Lieferung rechnen. "Dieses Angebot kann nur ein Werbegag sein", vermutet Lichtner. Ganz falsch liegt der Experte da nicht. Das Sortiment sei ein "begrenzter Test, um die Reaktion der Kunden zu prüfen", lässt Wal-Mart auf Medienfragen antworten.
Kunden entscheiden letztlich über Erfolg
"Die Kunden werden selbst entscheiden, ob sie so etwas in Anspruch nehmen wollen. Fragen danach, wie die Särge innen ausgestattet sind oder welche Griffe man bevorzugt, geschweige denn, welches Zeremoniell die Beerdigung haben soll, bleiben unbeantwortet. Außerdem hat der Kunde im Trauerfall andere Sorgen, als sich nur um einen Sarg zu kümmern", so Lichtner gegenüber pressetext. Bestatter sehen in den günstigen Särgen Konkurrenz. Andere wiederum vermuten, dass es Wal-Mart schwer fallen wird, in dem traditionellen Geschäft Fuß zu fassen.
Quelle: pressetext.austria (Florian Fügeman)