Ex-Verfassungsrichter Voßkuhle sieht Aufbau von Wahldiktatur in USA
Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, sieht die Angriffe von US-Präsident Donald Trump auf Richter und die Justiz als große Gefahr. "Wir erleben in den USA den Aufbau autoritärer Strukturen", sagte Voßkuhle dem "Handelsblatt".
Es handele sich immer mehr um eine sogenannte Wahldiktatur, weil am
Anfang ein Votum der Wähler stand und keine Revolution mit Waffen. "Aber
seit seiner Wahl versucht Trump mit seiner Clique, das demokratische
System und das verfassungsrechtliche Gefüge aus Checks and Balances
auszuhebeln und zu umgehen", warnte Voßkuhle. "Die USA stecken in einer
ernsthaften, großen Verfassungskrise."
Die Justiz-Attacken des
US-Präsidenten, aber auch von Marine Le Pen in Frankreich wertet
Voßkuhle als Teil einer "extrem problematischen" Entwicklung. "Wir sehen
gerade, dass das Grundvertrauen in die Justiz in einigen Ländern
bewusst zerstört wird, um totalitäre Strukturen zu schaffen oder
auszubauen und um sich der Kontrolle durch die Gerichte zu entziehen",
sagte er.
Der Rechtsstaat sei zerbrechlich, die Justiz dürfe
jedoch nicht vor den Verfassungsfeinden zurückschrecken. "Gerichte
müssen dem Recht folgen, auch wenn sie dann vielleicht dafür beschimpft
werden", sagte Voßkuhle. "Manche Urteile werden missbraucht, sie werden
anders ausgelegt oder falsch zitiert." Auch damit müssten Richter leben.
Quelle: dts Nachrichtenagentur