Risiko-Irrtum im Gehirn: Menschen fürchten sich vor Hai-Attacken, dabei kommen mehr Personen durch Kühe zu Tode
Archivmeldung vom 24.03.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWarum schaudert es uns vor manchen Tieren so sehr und vor anderen gar nicht? Warum etwa ist die Furcht vor dem Hai so groß? Und warum trauen sich viele über eine Almwiese zu gehen, auf der eine Herde Rinder weidet?
Die Zeitschrift WUNDERWELT WISSEN (Ausgabe 04/2012) präsentiert Zahlenbeispiele aus den USA, die belegen, dass das persönliche Risikoempfinden oft danebenliegt: An den Küsten der USA verliert jährlich durchschnittlich ein Mensch sein Leben durch eine Hai-Attacke. Die Wahrscheinlichkeit für einen US-Bürger, von einem Hai getötet zu werden, liegt bei 1:3.748.067. Die viel größere Gefahr geht von Amerikas Rindern aus. Zwischen 2003 und 2008 wurden 108 Menschen von Kühen tot getrampelt - im Schnitt also 22 jährlich. Die Wahrscheinlichkeit, durch einen Wiederkäuer zu Tode zu kommen, liegt bei 1:173.871. Obwohl also von den Rindern die viel größere Gefahr für den Menschen ausgeht, bleibt der Hai das Angstbild Nummer eins.
Der Risiko-Irrtum resultiert zu einem Großteil aus den Medien. Filme wie "Der weiße Hai" haben den ohnehin gefährdeten Jäger der Meere als Menschen fressendes Monster gebrandmarkt. Das menschliche Gehirn neigt dazu, spektakuläre, aber unwahrscheinliche Gefahren abzuspeichern. Je öfter eine Gefahr dargestellt wird, desto mehr wird an ihre Existenz geglaubt. Professor Ortwin Renn, Soziologe an der Uni Stuttgart: "Die subjektive Wahrnehmung und die objektive Realität gehen weit auseinander."
Quelle: Gruner+Jahr, WUNDERWELT WISSEN (ots)