Venus: Russische Forscher berichten über skorpion- und eidechsenartige Wesen
Archivmeldung vom 12.04.2019
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuf Nachbarplaneten der Erde könnten Formen von Leben existieren, die auf zuvor unbekannten biochemischen Prinzipien basieren. Dieser Ansicht sind Wissenschaftler des Instituts für Weltraumstudien und Katalyse-Instituts in Sibirien. Davon sollen mehrere Fotos von der Venus-Oberfläche zeugen, schreibt das russische online Magazin "Sputnik".
Weiter heißt es auf der deutschen Webseite: „Beide Institute gehören zur Russischen Akademie der Wissenschaften. Nach der neuen Bearbeitung der Panoramabilder von der Oberfläche der Venus, die von den sowjetischen Apparaten Venera-9, Venera-10, Venera-13 und Venus-14 1975-1982 erhalten wurden, entdeckten die Forscher langsam bewegliche Objekte mit einer stabilen Struktur auf den Aufnahmen.
Auf den Bildern von der Oberfläche der Venus, die in der letzten Ausgabe der Fachzeitschrift „Erfolge der physikalischen Wissenschaften“ veröffentlicht wurden, sind Objekte zu sehen, die nach ihren Konturen an einen Stiel, Skorpion, Pilz oder an eine Eidechse erinnern – insgesamt 18 hypothetische Wesen. Alle verfügen über eine bedeutende Größe, morphologische Merkmale, wodurch sie sich von geologischen Gebilden unterscheiden; auf den Bildern befinden sie sich an verschiedenen Orten. Zu diesem Schluss kamen die Autoren dieser Studie: Leonid Ksanfomaliti, Lew Seljony, Walentin Parmon, Walery Snytikow.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die „Wesen“ auf den Bildern sich selbstständig bewegen und nicht wegen eines starken Windes, dessen Geschwindigkeit auf der Oberfläche, die mit den Venus-Geräten gemessen wurde, nicht ausreichend zur Bewegung dieser Objekte ist.
Zudem geraten die hypothetischen Wesen nicht sofort vor die Kamera, sondern erst einige Zeit nach Beginn des Sammelns von Angaben. Das kann bedeuten, dass sie bei der Landung des Apparats mit Erde von der Oberfläche des Planeten überschüttet wurden. So brauchte der so genannte „Skorpion“ rund anderthalb Stunden, um sich von einer einen Zentimeter starken „Sperre“ zu befreien. Das könnte von seinen schwachen physischen Möglichkeiten zeugen.
Merkmale der hypothetischen Wesen auf den Bildern, die mit sowjetischen Geräten „Venera-9“, „Venera-10“, „Venera-13“ und „Venera-14“ erhalten wurden, wurden zuerst von dem Paläontologen Leonid Ksanfomaliti 2012 bemerkt, als Technologien zur besseren Bearbeitung der Aufnahmen auftauchten. Damals kritisierte die Wissenschaftsgemeinschaft die Argumente des Wissenschaftlers stark, indem betont wurde, dass die merkwürdigen Objekte auf den Bildern bei der Umkodierung des Signals entstanden sein konnten.
„Die Berechnungen zeigten, dass die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Entstehung der Aufnahme der zugeordneten Strukturen wegen des Rauschens des Radiosenders sehr gering ist“, heißt es im aktuellen Artikel.
Gar nicht dem irdischen ähnlich
Die Hypothese der russischen Wissenschaftler beruht auf der Annahme, dass die außerirdischen Lebensformen nicht unbedingt den irdischen ähnlich sein wollen. Die Bedingungen, die für ihre Entstehung notwendig sind, können sich also auch von den für uns gewohnten unterscheiden. Das heißt, dass die Venus mit der durchschnittlichen Jahrestemperatur von rund 460 Grad Celsius und Druck von 90 Bar bewohnbar sein könnte, so die Forscher.
Bekannt sind Polymere, die in der Atmosphäre aus Stickstoff und Kohlensäuregas bei hohen Temperaturen und Druck nachhaltig sind. Das bezieht sich vor allem auf verschiedene Stickstoffverbindungen. Deswegen könnte man vermuten, dass Stickstoff der wichtigste Bestandteil der Monomere zur Synthese der Polymere sein wird. Das heißt, dass das Leben auf Stickstoff beruhen kann – im Unterschied zu dem Leben mit Kohlenstoff auf der Erde.
Laut Astrophysikern vom Goddard Space Flight Center ist das Leben auf der Venus grundlegend dem Leben auf der Erde ähnlich. Ihnen zufolge war das Klima vor rund zwei Mrd. Jahren dem Klima auf der Erde ähnlich. Die Oberfläche war von flüssigen Ozeanen bedeckt, die Temperaturen lagen bei 15-17 Grad, die Bewohner waren wahrscheinlich den irdischen Organismen ähnlich.
Heute werden die günstigsten Bedingungen für das Leben eines irdischen Typs auf der Venus von dichten Schwefelsäure-Wolken geschaffen, die sich in hohen Schichten der Atmosphäre befinden. Nach Angaben von der Sonde Akatsuki reflektieren diese Dampfanhäufungen ungewöhnlich die UV-Strahlen, was nicht mit der Präsenz von Kohlensäure bzw. Schwefelgas erklärt werden kann.
Zudem herrschen in den Wolken auf der Venus ziemlich komfortable Temperaturen, bei rund 60 Grad Celsius, es gibt Wasser und potentielle Nahrung – Schwefelverbindungen und Kohlensäure. Einigen Organismen reicht das für ein vollwertiges Leben aus. Irdische Mikroben, die in Yellowstone zu finden sind, ertragen Temperaturen bis 70 Grad Celsius und ernähren sich mit CO₂, das zur Schwefelsäuerung und Erhalt von Energie genutzt wird, wobei Schwefelsäure abgesondert wird. Etwas Ähnliches kann auch in der Atmosphäre der Venus vor sich gehen, so die Wissenschaftler der University of Wisconsin–Madison.
Laut den Autoren des Artikels gilt diese Möglichkeit kaum als wahrscheinlich, wobei darauf hingewiesen wird, dass die Wolken der Venus aus Mikrometer-Tropfen von Schwefelsäure mit einer Konzentration von rund 75 Prozent besteht. Organismen, die unter solchen Bedingungen überleben können, sind bislang nicht bekannt.
Dafür gibt es auf der Erde Bakterien, die unter hohen Temperaturen und Druck mit einem minimalen Wassergehalt leben. Das sind die unter dem Meeresboden lebenden Schwefelbakterien (Desulfuromonas, Desulfobacter, Beggiatoa), die für die Synthese von organischen Stoffen kein Sonnenlicht brauchen. Sie können gerade als Objekt bei der Untersuchung der biogeochemischen Prozesse des hypothetischen Lebens auf der Venus erforscht werden.
Nach 2025 wird zu dem Planeten die interplanetare Station „Venera-D“ mit einer Landekapsel starten. Projektleiterin Ljudmila Sassowa sagte, dass die Suche nach hypothetischen Lebensformen auf der Venus eine der wichtigsten Richtungen bei dieser Mission sei."
Quelle: Sputnik (Deutschland)