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The Times: Redakteur geht "Ente" auf den Leim

Archivmeldung vom 15.03.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Tornetz: The Times tappt in eine Falle (Foto: pixelio.de/Benjamin Wiens)
Tornetz: The Times tappt in eine Falle (Foto: pixelio.de/Benjamin Wiens)

Die angesehene Londoner "Times" ist in ihrer Mittwoch-Ausgabe auf eine frei erfundene Meldung der französischen Fußball-Webseite "Les Cahiers du Football" hereingefallen. Für das damit fabrizierte "Eigentor", wie es Beobachter spöttisch bezeichnen, wird der führende Fußball-Redakteur der "Times", Oliver Kay, verantwortlich gemacht. Er hat den Inhalt der französischen Meldung ohne Prüfung übernommen und daraus eine groß angelegte, vermeintlich exklusive Story gemacht.

Mit dem Titel "Sheikhs shake world game" http://thetim.es/X4ItCY berichtet Kay, dass Katar künftig alle zwei Jahre die führenden 24 Klubs zu einem hochkarätigen Turnier einlädt. Für die Teilnahme an der "Dream Football League" sollen Vereine wie der FC Barcelona oder Manchester United 175 Mio. Pfund (200 Mio. Euro) geboten bekommen. Eurosport deckte kurz darauf das entstandene Missverständnis auf und hat schnell den Urheber der "Ente" aufgespürt. Die Franzosen ihrerseits stehen zu ihrem Hoax. "Das stammt alles aus unserer Fantasie", twittern sie.

Angesichts des wachsenden Zeitdrucks und Arbeitsstresses in der Medienbranche bleibt Journalisten zunehmend weniger Zeit, um tiefere Nachforschungen anzustellen. Diese Entwicklung begünstigt mitunter Fauxpas wie diese. Meldungen werden immer öfter unüberprüft übernommen und Inhalte seltener hinterfragt

Kay dementiert Zusammenhang

Konfrontiert mit dem falschen Inhalt seines Artikels, hat nun auch Oliver Kay auf den Kurznachrichtendienst zurückgegriffen. "Les Cahiers du Football" sei zu 100 Prozent nicht seine Quelle. Das Online-Portal reagiert prompt: "Vielleicht hat ihre 'Quelle' diese 'Information' von uns." Kay antwortet zynisch: "Das ist eine niedliche Theorie. Falsch, aber niedlich." Hier seien allerdings Zweifel angebracht. Der Sportredakteur hat nämlich sowohl die Details der Meldung als auch das von "Les Cahiers du Football" kreierte Bild übernommen.

Der Hoax ist gerade einmal ein paar Stunden unentdeckt geblieben. Über eine andere Falschmeldung, die in ihrer Fassung ein halbes Jahrzehnt überdauert hat, berichtete pressetext im Januar. Ein frei erfundener Krieg zwischen Portugal und dem indischen Maratha-Reich hatte sich in der Online-Enzyklopädie Wikipedia ungemerkt eingenistet.

Das Team von "Les Cahiers du Football" nimmt seinen Hoax mit Humor. "Wenn wir etwas erfunden haben, das 15 Stunden später Wirklichkeit wird, dann sind wir gewissermaßen Genies. Wir sollten Wett-Tipps verkaufen."

Quelle: www.pressetext.com/Sebastian Köberl

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