"Lord of War": realer Horror des Waffenhandels übertrifft das Kino
Archivmeldung vom 15.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn dem morgen in die deutschen Kinos kommenden Actionfilm "Lord of War" spielt Nicholas Cage einen Waffenhändler, der nach dem Ende des Kalten Krieges Gewehre, Panzer und anderes Kriegsgerät aus ehemaligen Ostblockstaaten an Kriegsparteien in Sierra Leone und anderen Bürgerkriegsgebieten verkauft.
Begünstigt durch Schlupflöcher in den Gesetzen zur Kontrolle von internationalen Rüstungsgeschäften bleiben die skrupellosen Machenschaften straffrei.
So unglaublich die Handlung auch scheint - der Film basiert auf
brutalen Tatsachen: 80-90% der illegal im Umlauf befindlichen
Kleinwaffen stammen ursprünglich aus dem staatlich sanktionierten
Handel. Regisseur Andrew Nichols ließ sich bei der Produktion
intensiv von Experten von amnesty international und der
Entwicklungsorganisation Oxfam beraten. Beispiele aus den vergangenen
Jahren belegen, wie international operierende Waffenhändler große
Mengen an Waffen und Munition an Kriegsverbrecher und andere
Menschrechtsverletzer geliefert haben - oftmals ganz legal.
Im Rahmen ihrer Kampagne "Waffen unter Kontrolle!" fordern amnesty
international, Oxfam und IANSA (Internationales Aktionsnetzwerk zu
Kleinwaffen) die Regierungen auf, ein rechtlich verbindliches,
international gültiges Abkommen zur Kontrolle von Rüstungstransfers
("Arms Trade Treaty") abzuschließen. Dies wäre ein wichtiger erster
Schritt, um künftig zu verhindern, dass Waffen in die falschen Hände
geraten und zu Menschenrechtsverletzungen missbraucht werden.
Kurz nach den Dreharbeiten zu "Lord of War" schloss sich
Hauptdarsteller Nicolas Cage der Kampagne "Waffen unter Kontrolle!"
("Control Arms") an.
Im Rahmen der Kampagne veröffentlichten Oxfam, amnesty und IANSA
kürzlich Berichte zu den Auswirkungen der Waffengewalt in der DR
Kongo und in Sierra Leone. Danach starben zwischen 2003 und 2004 in
der DR Kongo allein in den östlichen Kriegsprovinzen rund 400.000
Menschen an den Folgen der Kampfhandlungen. In Sierra Leone wurden
während des Bürgerkrieges von 1991 bis 2002 zehntausende Menschen
getötet und ca. 10.000 Jungen und Mädchen als Kindersoldaten
missbraucht. Beide Länder sind typische Beispiele dafür, wie die
leichte Verfügbarkeit von Waffen Konflikte anheizt, verlängert und
immer brutaler werden lässt.
Quelle: Pressemitteilung Oxfam