HIStory: Die Totalitarismus-Theorie als Waffe im Kalten Krieg der 1950er Jahre
Archivmeldung vom 01.12.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićHeute befassen wir uns in HIStory mit der Totalitarismus-Theorie, die im letzten Jahrhundert so häufig als Waffe im Kalten Krieg geradezu inflationär eingesetzt wurde. Totalitarismus. Dieser Bannstrahl hat viele menschliche Schicksale in den 1950er und 1960er Jahren besiegelt. Mit dem perfiden Kunstgriff, Hitlers Nazisystem und Kommunismus als zwei Spielarten derselben Versklavung der Menschheit zu deuten, war die Blaupause perfekt für einen brutalen, militanten Antikommunismus in den USA und nachfolgend auch in der Bundesrepublik Deutschland.
So schrieb in den frühen 1950er Jahren der US-amerikanische Gewerkschaftler Jay Lovestone, der die internationalen Aktionen seiner Dachgewerkschaft AFL, unterstützt und finanziert vom CIA, anleitete, an seinen Deutschland-Agenten Henry Rutz im Kampf gegen den Totalitarismus: „Die Kommunisten sind Termiten. Sie zu bekämpfen und zu vernichten ist keine negative Aktion, sondern ein positiver Dienst.“
<1> Berufsverbote, gesellschaftliche Ächtung und sogar Zuchthausstrafen waren die Sanktionierung des Einsatzes gegen Deutschlands Wiederbewaffnung. Unter dem Vorwurf des Totalitarismus wurden in den 1950er Jahren über 125.000 Ermittlungsverfahren gegen Friedensaktivisten in Westdeutschland eingeleitet, die immerhin 7.000 zum Teil drakonische Gefängnisstrafen zur Folge hatten. Oskar Neumann und Karl Dickel wurden im August 1954 zu je drei Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt, weil sie Unterschriften gegen die deutsche Wiederbewaffnung gesammelt hatten. <2> ...[weiterlesen]
Quelle: apolut