ZDFinfo beleuchtet die sieben größten Irrtümer des Euro
Archivmeldung vom 07.05.2020
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Freigeschaltet durch André OttÜber Konstruktionsfehler bei der Einführung und Umsetzung des Euro wird immer wieder diskutiert. Und spätestens seit der Finanzkrise 2008 gilt der Euro für viele als Problemwährung. Die neue ZDFinfo-Doku "Die sieben größten Irrtümer des Euro" beleuchtet am Sonntag, 10. Mai 2020, 20.15 Uhr, Fehler und falsche Weichenstellungen, die der Eurozone Probleme bereiten.
Die Dokumentation beleuchtet folgende sieben Irrtümer, die der Gemeinschaftswährung das Leben schwer machen: der Verzicht auf eine politische Union, die mangelnde Währungsdisziplin, die gegensätzlichen Wirtschaftskulturen der Mitgliedsländer, der Einsatz von Schulden als politisches Druckmittel, der permanente Braindrain der wirtschaftlich schwachen Euro-Staaten, der rigide Sparzwang als Mittel der Krisenbekämpfung und das schlechte Image des Euro in weiten Teilen der Bevölkerung.
Die Gründungsväter des Euro wollten mit der Gemeinschaftswährung die europäische Identität befördern und den Frieden sichern. Es ging ihnen um weniger nationalstaatlichen Einfluss und mehr Macht für Europa - doch bis heute gibt es keine weiterführende politische Union der EU. Schon bei Einführung des Euro warnten Ökonomen, dass sich wirtschaftlich schwache Staaten in einem gemeinsamen Währungsraum gegen starke Volkswirtschaften nicht behaupten könnten. Früher hatten diese die Möglichkeit, ihre nationale Währung abzuwerten, um ihre Produkte billiger anzubieten - das ist seit Einführung des Euro nicht mehr möglich. Die Folge: Exportprobleme, Wirtschaftskrisen und politische Spannungen.
Ein weiteres Problem der Eurozone, das die Doku beleuchtet: die mangelnde Währungsdisziplin fast aller Mitgliedsländer. Nicht nur Griechenland, das schon beim Beitritt zum Euro die wirtschaftlichen Kriterien nicht erfüllte - auch andere Eurostaaten verstießen immer wieder gegen die Defizit-Kriterien, darunter auch Deutschland und Frankreich. 2018 konnten nur zehn von 19 Mitgliedsländern der Eurozone die Kriterien erfüllen, die zur Sicherung des Euro beschlossen wurden. Wohin die mangelnde Währungsdisziplin der Mitgliedsstaaten führen kann, zeigte sich während der Eurokrise: Griechenland musste korrigierte Zahlen zu seiner Staatsverschuldung vorlegen, und Athen stand vor dem Staatsbankrott. Im Gegenzug für Finanzhilfen zwangen die reichen Euro-Mitglieder - allen voran Deutschland - Griechenland zum Sparen. Bis heute wird darüber diskutiert, ob dies das richtige Mittel war.
In der Doku kommen unter anderen zu Wort: die Wirtschaftswissenschaftlerin Isabel Schnabel, der Ökonom und Ex-Ifo-Chef Hans-Werner Sinn, Daniela Schwarzer, Leiterin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Politikwissenschaftler Claus Offe, Guntram Wolff, Direktor des Bruegel-Instituts, sowie Susanne Biedenkopf-Kürten, Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Wirtschaft, Recht, Soziales, Service und Umwelt.
Quelle: ZDFinfo (ots)