Raiffeisen und die Genossenschaftsidee: Zwei Dokumentation über Geschichte im Südwesten
Archivmeldung vom 03.11.2016
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Freigeschaltet durch André Ott"Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele." Das Motto von Friedrich Wilhelm Raiffeisen ist auch nach mehr als 150 Jahren noch aktuell: Weltweit sind rund 800 Millionen Menschen in Genossenschaften organisiert. Nicht nur in der Landwirtschaft oder im Bankwesen, sondern auch in Schulen, Energieunternehmen und sogar in der Mainzer Fastnacht. Das SWR Fernsehen verfolgt mit zwei Dokumentationen am Sonntag, 13. November, die Geschichte der Genossenschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart.
Um 20:15 Uhr strahlt es den Film von Jutta Kastenholz "Der Weltverbesserer aus dem Westerwald - Friedrich Wilhelm Raiffeisen" aus. Um 21:00 Uhr zeigt Ursula Schlosser in ihrem Film "Alles gemeinsam - Genossenschaften im Südwesten" Menschen, die sich auch heute wagen, eine gemeinschaftliche Idee umzusetzen.
"Der Weltverbesserer aus dem Westerwald" Überall begegnet man den Ideen des Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Für viele japanische oder amerikanische Gruppen gehört deshalb ein Besuch seiner Wirkungsstätten zu einer Deutschlandreise. Geboren wird Raiffeisen 1818 in Hamm an der Sieg. Christliche Werte spielen bei seiner Erziehung eine große Rolle und prägen ihn ein ganzes Leben lang.
Um die Not der Bauern zu lindern, gründet er im Hungerwinter 1846 den Weyerbuscher Brodverein - eine Gemeinschaft in die sich alle einbringen. Bildung für alle, eine effektive Landwirtschaft und Straßenbau sind sein Anliegen. Mit dem Heddesdorfer Darlehenskassenverein legt er schließlich den Grundstein für die Genossenschaftsbanken.
Fast zeitgleich entstehen in Sachsen Kredit- und Konsumvereine, auf Initiative von Hermann Schulze-Delitzsch, der als Abgeordneter im Reichstag das Genossenschaftsgesetz durchsetzt. Nun soll die Genossenschaftsidee immaterielles Kulturerbe der UNESCO werden. Die Entscheidung darüber fällt voraussichtlich Ende November 2016 in Addis Abeba.
"Alles gemeinsam - Genossenschaften im Südwesten" Die Tradition erfolgreicher Konsumgenossenschaften lebt gerade im Südwesten wieder auf. Ob die Dorfkneipe in Geschwend im Südschwarzwald oder sogar der Bahnhof in Leutkirch - immer häufiger schließen sich Bürger zusammen, um gemeinsam in einer Genossenschaft ihren Dorf- oder Ortsmittelpunkt zu retten. So auch in Tübingen, als hier rund 500 Bürger ihren "Löwenladen" in einem ehemaligen Gasthof gründen - ein Genossenschaftsladen für Lebensmittel mitten in der Fußgängerzone, damit man für ein Stück Butter nicht kilometerweit fahren muss.
In Schienen auf der Höri haben viele das große Ladensterben noch gut in Erinnerung, das Ende der sechziger Jahre begann. Die kleinen Dorfläden konnten mit den neuen Supermärkten nicht mithalten. Beim teuren Krämer wurde nur noch das Nötigste gekauft, bis auch er dichtmachen musste. Das kleine Dorf in der Nähe vom Bodensee liegt idyllisch, aber abgelegen. Die Schienener waren bereit, sich zu engagieren, und gründeten eine Dorfladen-Genossenschaft. Die Gemeinde vermietet die Räume für wenig Geld. Jetzt gibt es wieder einen Laden für die 680 Einwohner.
Geschichte im Südwesten am Sonntag, 13. November, SWR Fernsehen - 20:15 Uhr: Der Weltverbesserer aus dem Westerwald - Friedrich Wilhelm Raiffeisen - 21:00 Uhr: Alles gemeinsam - Genossenschaften im Südwesten
Quelle: SWR - Südwestrundfunk (ots)