"Beutezug Ost"
Archivmeldung vom 11.09.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEinem besonderen Kapitel der deutsch-deutschen Vergangenheit widmet sich die ZDF-"Frontal 21"-Dokumentation "Beutezug Ost" am Dienstag, 14. September 2010, um 21.00 Uhr. 20 Jahre nach der Wiedervereinigung befassen sich die Autoren Herbert Klar und Ulrich Stoll mit der Treuhandanstalt und der Abwicklung der DDR und gehen der Frage nach: Wie konnte aus dem Wert der DDR-Betriebe, den der erste Treuhandpräsident Detlev Rohwedder auf 600 Milliarden D-Mark schätzte, ein Milliardendefizit werden? Die Treuhandanstalt, zuständig für die Privatisierung der DDR-Betriebe, hinterließ einen Schuldenberg von rund 250 Milliarden D-Mark, zirka 125 Milliarden Euro.
Der grüne Europaabgeordnete Werner Schulz findet deutliche Worte: "Das gesamte Industriekapital der DDR wurde mit einem Schlag vernichtet. Im Grunde genommen ist es eigentlich das größte Betrugskapitel in der Wirtschaftsgeschichte Deutschlands."
Als am 1. Juli 1990 die DDR-Mark im Verhältnis 1:1 und 1:2 in D-Mark umgetauscht wurde, vervielfachten sich die Lohn- und Herstellungskosten für die DDR-Betriebe. Mit der Währungsunion brach der Absatz selbst lukrativer Betriebe schlagartig ein. Edgar Most, der ehemalige Vizepräsident der DDR-Staatsbank, sieht in der D-Mark-Umstellung die Hauptursache für den Untergang der DDR-Industrie. Most und Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl warnten Kanzler Helmut Kohl vergeblich vor den Folgen der Währungsunion. Most weist die Behauptung zurück, die DDR-Wirtschaft sei ohnehin am Ende gewesen: "Erst mit der D-Mark-Einführung mit diesem falschen Umrechnungskurs waren wir endgültig pleite", so der ehemalige Staatsbankier.
"Alternativlos" nennen die Treuhand-Verantwortlichen wie Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel das Vorgehen der Treuhandanstalt noch heute. Doch die Schwachstellen bei der Abwicklung der DDR-Wirtschaft zeigen sich an Beispielen wie dem Kühlschrankwerk DKK Scharfenstein. Obwohl DKK wettbewerbsfähige Produkte wie den ersten FCKW-freien Kühlschrank herstellte, gelang es der westdeutschen Konkurrenz, das Werk zu zerschlagen.
Als Birgit Breuel, Präsidentin der Treuhandanstalt, am 31. Dezember 1994 das Schild von der Fassade des Treuhandgebäudes in der Berliner Wilhelmstraße abschraubte, waren 8000 Staatsbetriebe an private Investoren oft unter Wert verkauft oder geschlossen. 2,5 Millionen DDR-Bürger hatten ihren Arbeitsplatz verloren.
Quelle: ZDF