"Abschied unter Druck" Film von Anke Becker-Wenzel, Jürgen Bollmann und Karl Hinterleitner
Archivmeldung vom 17.02.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHeute um kurz nach 11.00 Uhr verkündet Christian Wulff seinen Rücktritt. Von Einsicht oder Reue ist nicht die Rede. Bis zuletzt scheint er sich mehr als ein Opfer zu sehen. Nachdem aber die Staatsanwaltschaft Hannover gestern beantragt hatte, die Immunität des amtierenden Bundespräsidenten aufheben zu lassen, blieb ihm offensichtlich keine andere Wahl.
Zweifelhafte Kredite mit Vorzugskonditionen, verbilligte Urlaubsreisen, Upgrades bei Privatflügen - die Liste der Vorwürfe gegen Christian Wulff ist lang. Aber: Sind es verzeihliche Gefälligkeiten? Oder handelt es sich um Vorteilsnahme im Amt? Fragen, die nicht abschließend geklärt sind. Der Bundespräsident steht in der Kritik wie keiner seiner Amtsvorgänger zuvor. Aber auch die Rolle der Presse wird zunehmend hinterfragt: Sie habe eine Hetzjagd gegen Wulff veranstaltet, heißt es nicht nur auf den Leserbriefseiten der Zeitungen.
Christian Wulff hat sich in den vergangenen Wochen oft selbst in Bedrängnis gebracht: Besonders die so genannte "Mailbox-Affäre" war für ihn verheerend: ein amtierender Präsident, der telefonisch einem Chefredakteur droht - ein beispielloser Vorgang in der Bundesrepublik.
Entsprechend weisen Beobachter wie der Publizist Michael Jürgs den Vorwurf einer Pressekampagne zurück: "Dies ist keine Kampagne, sondern einfach nur eine Selbstdemontage von Wulff. Er ist für das Amt nicht geeignet." Nun wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Justiz gegen Christian Wulff ermitteln, auch nach seinem Rücktritt ist das Ende der Affäre damit noch nicht in Sicht.
Freitag, 17. Februar 2012, 0.15 Uhr im ZDF - Abschied unter Druck - Christian Wulff tritt zurück
Quelle: ZDF (ots)