"ZDFzoom" und "Frontal 21" über Seeleute als Sklaven der Weltmeere
Archivmeldung vom 11.08.2020
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Freigeschaltet durch André OttMit der Coronapandemie und dem Rückgang des Welthandels hat sich die Lage ausgeflaggter Schiffe weiter verschärft. "ZDFzoom" und "Frontal 21" berichten über zahlreiche Missstände der Arbeits- und Lebensbedingungen von Seeleuten. Viele deutsche Reedereien lassen ihre Schiffe in sogenannte Billiglohnländer ausflaggen.
Seeleute klagen im Interview mit "ZDFzoom" unter anderem über Trinkwassermangel und schlechte Verpflegung an Bord mancher Schiffe. Auch Gewerkschafter bestätigen solche Fälle. Das seien unhaltbare Zustände, sagt die Transportarbeitergewerkschaft ITF. Am Mittwoch, 12. August 2020, 22.45 Uhr, berichtet "ZDFzoom" über "Die Sklaven der Weltmeere - Wie Seeleute schikaniert werden". Der Film von Arndt Ginzel ist ab Mittwoch, 12. August 2020, 18.00 Uhr, in der ZDFmediathek verfügbar. Bereits am Dienstag, 11. August 2020, 21.00 Uhr, berichtet das ZDF-Politmagazin "Frontal 21" über "Sklaven der Weltmeere - Seeleute auf Geisterschiffen".
Das sogenannte Ausflaggen von Schiffen kann weitreichende Folgen für die Seeleute haben. Das zeigt das Schicksal der Crew eines Schiffes im bulgarischen Schwarzmeerhafen Varna. "ZDFzoom" traf Seeleute, die inzwischen fast zwei Jahre auf ihrem Schiff leben, weil eine russische Reederei wegen Zahlungsunfähigkeit den Frachter aufgegeben hat. Seither hoffen die Seemänner, ihre ausstehenden Gehälter noch aus dem Verkauf des Schiffes zu erhalten. Das Schiff fuhr unter der Flagge des Pazifik-Inselstaats Palau. Laut internationalem Recht wäre Palau für die Crew verantwortlich, doch ein Vertreter des Landes sei lediglich einmal vorbeigekommen, um Schiffsdokumente abzuholen. Seitdem haben die Seemänner nichts mehr aus Palau gehört.
Durch den Ausbruch der Coronapandemie und den dadurch bedingten Rückgang des weltweiten Handels ist die Lage kritischer denn je: Laut der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) wurden allein in den vergangenen drei Monaten sechs Schiffe von ihren Reedereien aufgegeben. Für die Besatzungen bedeutet das in den meisten Fällen, dass sie ohne Bezahlung auf den Schiffen zurückgelassen werden.
Trotz wirtschaftlicher Anreize des Bundes flaggen hierzulande Reedereien ihre Flotten weiter aus, statt zur deutschen Flagge zurückzukehren. 2015 verabschiedete die Bundesregierung finanzielle Vergünstigungen für Unternehmen, deren Schiffe unter der deutschen Flagge fahren. Im "ZDFzoom"-Interview zeigt sich der Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Norbert Brackmann (CDU), resigniert, da der Trend unverändert anhält: "Klar haben wir uns versprochen, die Zahl der Schiffe unter deutscher Flagge zu stabilisieren, nach Möglichkeit sogar wieder nach oben zu treiben. Das Gegenteil ist eingetreten."
Quelle: ZDF (ots)