Die Fukushima-Lüge - Samstag, 17. März 2012, 11.45 Uhr
Archivmeldung vom 14.03.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAls die japanische Regierung am 11. März 2011 um 19.06 Uhr den atomaren Notstand ausrief, hielt die Welt den Atem an. Das große Erdbeben und der darauf folgende Tsunami hatten in Japans Norden am Nachmittag ganze Städte ausgelöscht. Japan am Boden, und jetzt auch noch der befürchtete Supergau, der drohte, eine der bevölkerungsreichsten Regionen der Erde in eine atomare Wüste zu verwandeln - mit unabsehbaren Folgen für Japan und die Weltwirtschaft. In den Tagen nach dem Beben zerstörten Explosionen vier Reaktorgebäude des Atomkraftwerks Fukushima Daichi. Fassungslos blickte die Welt auf die Hightech- und Atomnation Japan, die ganz offensichtlich außerstande war, diese gefährliche Technologie zu beherrschen.
Der Film geht der Frage nach, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte und wie Japans Atombosse und die Regierung damit umgingen.
Die Recherchen zeigen: Es gab schon vor der Katastrophe ein Netz aus krimineller Energie, Ignoranz und Vorteilsnahme, das die japanische Gesellschaft seit Jahrzehnten immer mehr durchdrungen hat. Kei Sugaoka, ein ehemaliger Wartungsingenieur, spricht über die kriminellen Praktiken des Betreiberkonzerns TEPCO. Über Jahre habe dieser immer wieder in Kauf genommen, dass Millionen Menschen radioaktiv verseucht werden. Politiker, ehemalige Behördenmitarbeiter und Medienleute erklären das korrupte Netzwerk aus Atomindustrie, Politik, Aufsichtsbehörden, Wissenschaft und Medien. Es gibt dafür in Japan sogar einen eigenen Namen: "Atomdorf". Und das scheint bis heute intakt.
Die Recherchen zeigen, wie TEPCO und die Behörden seit Ausbruch der Katastrophe deren wahres Ausmaß verschweigen, die Öffentlichkeit täuschen und auf Kosten der Bevölkerung versuchen, den Schaden für die gesamte Atomindustrie möglichst gering zu halten. So werden zum Beispiel die täglichen Strahlenmessungen meist an Orten mit besonders niedriger Strahlung vorgenommen und in den Nachrichten veröffentlicht. Und das, obwohl die Menschen tatsächlich sehr viel höheren Strahlendosen ausgesetzt sind. Auch im zerstörten Kernkraftwerk selbst ist die Lage nicht unter Kontrolle, wie es TEPCO und die zuständigen Behörden glauben machen wollen. Noch immer besteht die Gefahr, dass sich die geschmolzenen Kernbrennstäbe durch die Sicherheitsbehälter fressen - die Folgen wären katastrophal und unabsehbar.
Film von Johannes Hano (ZDF 2012)
Quelle: PHOENIX (ots)