Der Pflegestillstand: "ZDFzoom" über die Situation in Altenheimen
Archivmeldung vom 07.05.2019
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Freigeschaltet durch André OttDie Zustände in deutschen Pflegeheimen werden seit Jahren beklagt. Jede Regierung verspricht Besserung und pumpt mehr Geld in die Pflege. Doch warum ändert sich nichts für die Bewohner? "ZDFzoom" berichtet am Mittwoch, 8. Mai 2019, 22.45 Uhr, über den "Pflegestillstand - Warum sich in unseren Altenheimen nichts ändert".
Autorin Valerie Henschel beleuchtet ein System, das seit Jahren nicht öffentlich über Milliardenbudgets und die Bedingungen in den Heimen entscheidet: die Selbstverwaltung der Pflege. Zurzeit entscheidet dieses Gremium über ein neues Qualitätsprüfsystem. Immer wieder gibt es Berichte, wie in den Heimen auf Kosten der Bewohner gespart wird. Zugleich schreiben 90 Prozent der deutschen Pflegeheime schwarze Zahlen, so der "Pflegeheim Rating Report", der in der Branche viel beachtet wird. Jetzt soll ein neues Qualitätsprüfsystem für Pflegeheime eingeführt werden. Das Brisante daran: Die Verbände der Heimbetreiber entscheiden maßgeblich mit, wie sie kontrolliert werden sollen. Die Pflegebedürftigen und Angehörigen, um die es in der Pflege geht, haben hingegen kein Entscheidungsrecht. "Im Vergleich zur Pflegeselbstverwaltung in der Bundesrepublik Deutschland ist der Vatikan äußerst transparent", sagt Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, im Interview mit "ZDFzoom".
Betroffenenverbände wie der Sozialverband VdK versuchen seit Jahren, mehr Offenheit und Transparenz in die Pflegeselbstverwaltung zu bringen und die Mitwirkungsrechte der Patientenseite zu stärken. Doch in den Verhandlungen zum neuen Qualitätsprüfsystem für Altenheime, das gerade von der Pflegeselbstverwaltung erarbeitet wird, haben die Patientenvertreter kein Stimmrecht. Über die neue Transparenz in der Pflege wird im Geheimen entschieden. Es gibt sogar Verschwiegenheitserklärungen, die von den Akteuren der Selbstverwaltung unterschrieben wurden. "Derzeit ist es so, dass in unserem Pflegesystem sehr viel Geld verdient wird. Und das geht nur, solange es so intransparent bleibt", sagt Dr. Wolfgang Wodarg von Transparency International Deutschland.
Bei einem Undercover-Einsatz in einem Pflegeheim in Süddeutschland werden die Probleme gleich am ersten Tag sichtbar - beim Essen ebenso wie in der Hygiene. Kotbeschmierte Waschlappen werden mehrmals benutzt, Hygienevorschriften nicht eingehalten und alte Menschen stundenlang sich selbst überlassen. Teilweise können sie nicht mal den Klingelnotknopf erreichen, um Hilfe zu rufen, weil dieser zu hoch angebracht ist. "Ich kenne zu viele Heime, die so eklatante Mängel aufweisen. Wenn wir die alle schließen wollen, weiß ich nicht, wo die Menschen alle hinsollen", berichtet ein leitender Angestellter der Heimaufsicht in "ZDFzoom".
Quelle: ZDF (ots)