exklusiv: "Blauer Engel" - Verbraucherschützer kritisieren Vergaberichtlinien für Gütesiegel - Irreführung der Verbraucher
Archivmeldung vom 30.08.2017
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Freigeschaltet durch André OttNach Recherchen des ARD-Magazins Kontraste können sich Verbraucher beim Farbenkauf nicht uneingeschränkt auf das Gütesiegel "Blauer Engel" verlassen. Zwar wirbt der "Blaue Engel" damit, nur emissions- und schadstoffarme Produkte auszuzeichnen, doch dies ist nicht immer der Fall. Viele Produkte, die mit dem "Blauen Engel" als Gütesiegel werben, enthalten das Konservierungsmittel Methylisothiazolinon.
Das Konservierungsmittel gehört zur Gruppe der Isothiazolinone, die ein hohes Allergiepotenzial bergen. Seit 2009 hat nach Erhebungen von Dermatologen die Zahl der Betroffenen stark zugenommen, die allergische Reaktionen auf das Konservierungsmittel Methylisothiazolinon erleiden. Die Verbraucherzentrale NRW fordert deshalb: "Die Verwendung von Isothiazolinonen muss zum Schutz der Verbraucher/-innen in Produkten dringend verboten werden".
Isothiazolinone werden in Farben, aber auch in vielen Haushaltsprodukten wie Allzweckreiniger und Spülmittel eingesetzt. Experten weisen seit Jahren darauf hin, dass diese Konservierungsmittelgruppe schwere Kontaktallergien auslösen kann. Wer einmal sensibilisiert ist, muss den Stoff lebenslang meiden.
Trotzdem erhalten Wandfarben, die Isothiazolinone enthalten, das Siegel "Blauer Engel". Die Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert, dass dadurch Verbraucher in die Irre geführt werden, weil die Kennzeichnung "die gesundheitliche Unbedenklichkeit der verwendeten Farbe" suggeriere. Die Richtlinien zur Vergabe des "Blauen Engel" sollten "rasch aktualisiert" werden, so die Verbraucherschützer.
Der "Blaue Engel" gilt als das "Umweltzeichen der Bundesregierung zum Schutz von Mensch und Umwelt". Über die Vergabe entscheidet eine Jury, zu der im Kern Wirtschafts- und Verbraucherverbände sowie das Umweltbundesamt sowie die RAL gGmbH gehören.
Isothiazolinone werden eingesetzt, um eine längere Haltbarkeit der Produkte zu erreichen. Bei Wandfarben gibt es längst Alternativen in der Herstellung. Auf Kontraste-Anfrage kündigten Hersteller wie Alpina Farben und Caparol an, man würde intensiv daran arbeiten, das Sortiment "sukzessive auf Konservierungsmittelfreiheit" umzustellen.
Die Hintergründe: Donnerstag, 21.45 Uhr im ERSTEN
Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)