Russland im Zangengriff
Archivmeldung vom 26.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Russland im Zangengriff": Während viele politische Beobachter die großen Konflikte der Zukunft im pazifischen Raum und vor allem in China vermuten, sieht Reporter-Urgestein Peter Scholl-Latour das Schlachtfeld der Zukunft in Russland. In seiner Dokumentation, die das ZDF am Mittwoch, 28. Juni 2006, 22.45 Uhr ausstrahlt, zeigt er:
Russland befindet sich in einem Zangengriff
zwischen Ost und West, zwischen dem Vordringen der NATO aus Westen
und dem aufsteigenden Giganten China im Osten.
Die existenziellen Probleme Russlands veranschaulicht Peter Scholl-
Latour sowohl an den Autonomiebestrebungen des vergangenen
Jahrzehnts als auch an der weltpolitischen Gemengelage insgesamt. In
Kasan beispielsweise, der Hauptstadt der autonomen Tatarischen
Republik, hat zwar kein blutiger Aufstand stattgefunden wie im
kaukasischen Tschetschenien, doch die Tataren haben eine Teil-
Souveränität erreicht und bemühen sich um eine kraftvolle
Wiedergeburt der islamischen Bevölkerung Russlands, die immerhin 20
Millionen Menschen umfasst – und auch dort ist ein Verteilungsstreit
um Erdöl und Erdgas entbrannt. Ganz im Osten Russlands wiederum,
etwa in dem ehemaligen Gulag-Zentrum Magadan oder in Wladiwostok,
ist bereits der ökonomische Zugriff Chinas zu spüren.
Peking lässt sich im Hinblick auf die unvermeidliche Konfrontation
mit den USA nicht in einen Zwei-Fronten-Konflikt ein, so die
Beobachtung von Scholl-Latour. Eine chinesische Einwanderungswelle
auf russisches Territorium findet nicht statt, die Zeit arbeitet auch
so für das Reich der Mitte. Das ist deutlich zu spüren in der
ungeheuren Dynamik, die sich in der früheren Mandschurei und nahe
jener früheren zaristischen Festung Port Arthur offenbart.
Im Westen rückt die NATO immer näher an die Grenzen Russlands.
Peter
Scholl-Latour untersucht die Situation in der Ukraine ein Jahr nach
dem Machtwechsel und im ost-ukrainischen, mehrheitlich russischen
Donetzbecken. Diese Zwangssituation zwischen Ost und West, so der
Schluss des erfahrenen Reporters, wird unvermeidlich eine extrem
nationalistische Reaktion Russlands auslösen.
Quelle: Pressemitteilung ZDF