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Schiffsentführung: NDR Reportage rekonstruiert Lösegeldverhandlung anhand von exklusivem Tonmaterial

Archivmeldung vom 05.08.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.08.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Norddeutscher Rundfunk

Am 8. Mai 2010 klingelt im niedersächsischen Haren an der Ems in der Reederei OMCI das Telefon. Der Kapitän eines ihrer Schiffe meldet sich aufgeregt: "We are under piracy attack!" Somalische Piraten haben den deutschen Chemikalientanker "Marida Marguerite" entführt. Was in den kommenden fast acht Monaten folgt, ist die längste Schiffsentführung der jüngeren deutschen Seefahrtsgeschichte und eine Tragödie, die in Folterungen der Besatzung durch die Piraten gipfelt.

Der Sendung "Panorama - die Reporter" ist es anhand von exklusiv vorliegenden Original-Tonaufzeichnungen der Lösegeldverhandlungen gelungen, die Entführung erstmals zu rekonstruieren. Früh schon fordert der Verhandlungsführer die Summe von 15 Millionen Euro und warnt: "Wenn nicht gezahlt wird, werden furchtbare Dinge passieren, wie sie noch kein Mensch gesehen hat. Für die Piraten ist es ein Leichtes, die ganze Crew zu töten." Im selben Telefonat fordern die Piraten eine Geisel auf, den Druck zu erhöhen: "Ich bin in Lebensgefahr. Die ganze Mannschaft wird bedroht, alle sind Lebensgefahr", so das Crewmitglied.

Die Piraten gingen an Bord der "Marida Marguerite" mit großer Brutalität vor, führten Scheinhinrichtungen durch und folterten die Crew. So wurden mehreren Männern die Genitalien mit Plastik-Kabelbindern abgeschnürt. Nach Aussagen des LKA Niedersachsen und der Reederei, die sich inzwischen umbenannt hat, war man sich der tatsächlichen Gefahr nicht bewusst, da man die Drohungen für übliche Verhandlungstaktik hielt.

Neben den Drohungen der Piraten und den Lebenszeichen der Besatzung belegen die Tonaufzeichnungen auch wochenlange Hängepartien, Gefeilsche um das Lösegeld und Plaudereien zwischen den Unterhändlern. So fragt der Verhandlungsführer der deutschen Reederei, ob er vielleicht mal einen Urlaub in Somalia machen könne. "Ja, das wäre wunderbar", antwortet der Sprecher der Piraten unter Gelächter, "und ich würde Ihnen versprechen, dass Sie nicht entführt werden."

Nach fast acht Monaten endete die Geiselnahme kurz nach Weihnachten 2010. Gegen ein Lösegeld von 5 Millionen Dollar gaben die Piraten das Schiff wieder frei.

Für "Panorama - die Reporter: Das Folterschiff" haben die Autoren Sabine Puls und Christian von Brockhausen u. a. mit ehemaligen Geiseln und LKA-Ermittlern aus Hannover gesprochen - sie sahen erstmals das gesamte Ausmaß der Entführung, als sie an Bord des Schiffes gingen. Das NDR Fernsehen zeigt die Dokumentation am Dienstag, 6. August, um 21.15 Uhr.

Hinweis: Den Film "Panorama - die Reporter: Das Folterschiff" können Sie sich im Vorführraum des NDR Presseportals bereits ansehen (NDR.de/presse).

"Panorama - die Reporter": Dienstag, 6. August, 21.15 Uhr, NDR Fernsehen

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)

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