Honig: Viel weniger von der Biene als gedacht?
Mit neuen Untersuchungsmethoden soll gepanschter Honig angeblich besser nachgewiesen werden können, behaupten Berufsimker in Europa. Die Industrie hält bestehende Analyseverfahren für ausreichend.
Ist der Honig echt? Geht es nach Berufsimkern in Deutschland, sollen DNA-Analysen in Zukunft vermehrt Auskunft darüber geben. Das ARD Kompetenzcentrum Verbraucher hat ein Labor mit der Untersuchung einer Stichprobe beauftragt. Mit dabei: Eine Auswahl von Honigen von Edeka und Rewe, darunter zwei Eigenmarken, zwei mittelpreisige Produkte und ein Fairtrade-Honig. Dazu im Test: ein regionaler Honig aus einem Biomarkt. Das Ergebnis der DNA-Analyse des Labors: Vier der sechs Honige fallen durch. Ihr DNA-Profil weiche zu stark vom typischen Profil eines Honigs ab. Damit bestätigt das Labor die bisherigen Untersuchungen nach diesem Verfahren.
Der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund hat die DNA-Analyse zuvor an 30 zufällig ausgewählten Honigen aus deutschen Supermärkten getestet. Das Ergebnis laut Labor: 80 Prozent der Proben waren gefälscht. "Und was ebenso schockierend war: Es waren namhafte Marken dabei, darunter Bio-Honige und fair gehandelte Honige", sagt Bernhard Heuvel, Vizepräsident des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes. Bei den günstigen und sehr, sehr billigen Honigen sei das aufgrund des Preises zu erwarten gewesen, "aber die Verfälschung zog sich wirklich durch die gesamte Bank".
Die Industrie zeigt sich vom Ergebnis unbeeindruckt. Sie argumentiert, dass bei der DNA-Analyse Prüfprozesse nicht ausgereift und Datenbanken nicht repräsentativ seien. Hersteller und Händler verweisen zudem auf eigene Qualitätskontrollen, nach denen die Reinheit ihrer Produkte nicht anzuzweifeln sei.
Honig ist ein gesetzlich besonders geschütztes Naturprodukt, das Mischen - etwa mit Zuckersirup - ist verboten. Eine 2023 veröffentlichte Untersuchung der Europäischen Kommission ergab, dass fast jede zweite getestete Honigprobe gestreckt war, zum Beispiel mit Sirup auf Mais, Reis- oder Zuckerrübenbasis. Besonders betroffen: Importe aus China.
Experten sehen die Lebensmittelaufsicht der einzelnen Länder in der Pflicht, sich für zuverlässige Kontrollen und Analysen einzusetzen. Laut Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin seien Kontrollen aber immer nur stichprobenartig möglich - so werde längst nicht jede Fälschung entdeckt. Gleichzeitig wüssten auch die Fälscher, wie analysiert werde, ergänzt die Ernährungsexpertin.
Durch die Konkurrenz der gefälschten Honige gingen die Preise allerdings derart in den Keller, dass Imker nicht mehr davon leben könnten, so Bernhard Heuvel. "Wir bräuchten eigentlich mindestens acht Euro oder mehr pro Glas", sagt er.
Sendung: SUPER.MARKT, Montag, 27. Januar 2025, 20:15 Uhr im rbb Fernsehen
Quelle: rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg (ots)