"Lebend begraben" : ZDF-Reportage über einen Deutschen in US-Haft
Archivmeldung vom 21.05.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie ergreifende Geschichte eines Deutschen in den Mühlen einer gnadenlosen US-Justiz erzählt der Film "Lebend begraben", den das ZDF am Dienstag, 22. Mai 2007, 22.15 Uhr, in seiner Reihe "37°" ausstrahlt.
Katharina Gugel und Ulf Eberle konnten
den heute 40-jährigen Jens Söring im Gefängnis in Virginia besuchen,
wo der deutsche Staatsbürger seit über 20 Jahren einsitzt - und
ebenso lange seine Unschuld beteuert. Doch seine Chancen, in Freiheit
zu kommen, sind gleich Null. Wie hält ein Mensch das aus?
Der deutsche Diplomatensohn soll 1985 im Alter von 18 Jahren die
Eltern seiner amerikanischen Freundin ermordet haben. Trotz fehlender
Beweise - es gab keine DNA, keine Augenzeugen, die am Tatort
gefundenen Fußspuren passen nicht - verurteilte ihn das
Geschworenengericht zu zweimal Lebenslänglich. Der Todesstrafe
entging er nur aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs,
das nur unter dieser Bedingung einer Auslieferung Sörings aus
England, wo er bis 1990 in Untersuchungshaft saß, in die USA
zustimmte. In Deutschland hätte der Staatsanwalt nach
Jugendstrafrecht höchstens acht Jahre beantragt.
Der Fall, der in Deutschland nur wenig bekannt ist, war in den USA
ein Medienereignis. Der Prozess wurde live im Fernsehen übertragen;
dabei wurde Söring zum blutrünstigen Monster abgestempelt. Er hatte
vor Gericht keine Chance. Major Ricky Gardner, der Chefermittler
damals, ist noch heute fest von Sörings Schuld überzeugt, auch ohne
jeglichen Beweis. Er muss es gewesen sein, sagen auch die Bewohner
von Bedford, dem Ort des Prozesses.
Alle Bemühungen um Begnadigung, vorzeitige Entlassung oder um eine
Haftüberstellung nach Deutschland verliefen bisher ohne Erfolg. Eine
winzige Hoffnung bleibt noch: Sörings Anwälte haben ein
"Repatriierungsverfahren" beantragt. Doch auch hier hat der
Gouverneur von Virginia das letzte Wort - und der hat bereits 2006
eine Haftentlassung auf Bewährung abgelehnt.
Der Häftling mit der Nummer 179212, der mit hoher
Wahrscheinlichkeit sein ganzes Leben im Brunswick Correctional Center
verbringen wird, hat einen Wunsch: Er möchte noch einmal einen Baum
berühren.
Die Autoren Katharina Gugel und Ulf Eberle, die schon mehrere Filme
für die ZDF-Reihe "37°" realisierten, wurden 2003 für ihre
Dokumentation "Gold macht nicht glücklich - Bahne Rabe und sein
einsamer Weg" mit dem Axel-Springer-Preis ausgezeichnet.
Quelle: Pressemitteilung ZDF