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ZDF-Report über Island ein Jahr nach dem Staatsbankrott

Archivmeldung vom 16.11.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.11.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Halbfertige gigantische Konzerthalle, das Symbol für die Finanzkrise. Die Staatspleite stoppte 2008 die Fertigstellung. Bild: ZDF und Karin Köhler
Halbfertige gigantische Konzerthalle, das Symbol für die Finanzkrise. Die Staatspleite stoppte 2008 die Fertigstellung. Bild: ZDF und Karin Köhler

In Island ist nichts mehr wie es war. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich vieles verändert: Die alte Regierung wurde gestürzt, der Beitritt zur EU ist beschlossen, wenn auch umstritten. Jetzt liegt eine milliardenschwere Schuldenlast auf den rund 320 000 Einwohnern. Ein Jahr nach Finanzcrash und Staatsbankrott kämpfen die Menschen um ihre Zukunft.

In seinem Film "Wir sind alle Isländer" am Mittwoch, 18. November 2009, 0.30 Uhr berichtet ZDF-Autor Christhard Läpple "Von Gier, Pleiten und einem Neuanfang".

Die Nachfahren der Wikinger sind Katastrophen gewohnt. Sie überstanden Vulkanausbrüche, eisige Kälte, Erdbeben und Hungersnöte. Doch der von Menschen ausgelöste Finanzkollaps ist kein Naturereignis. Innerhalb weniger Monate hat sich die aufstrebende Nordmeerinsel von der fünftreichsten Nation der Erde auf den Status eines Entwicklungslandes zurückentwickelt. Ein weltweit einmaliger Vorgang.

Die Dokumentation von Christhard Läpple schildert die Veränderungen des Jahres 2009 für die Menschen in Island und fragt nach Verantwortung und Verantwortlichen. In einem kleinen Land, in dem fast jeder jeden kennt, ist dieser Punkt besonders heikel. Der Verleger Halldor Gudmundsson schildert, wie die Nutznießer, die "Business-Wikinger", ihre Partys feierten und dann abtauchten. Sein Fazit: Die Isländer sind Vorreiter in der westlichen Welt, denn "Wir sind alle Isländer", so der Titel seines Buches. Der neoliberale Vordenker des isländischen Finanzbooms, Präsidentenberater Hannes Hólmsteinn Gissurarson, äußert sich zum ersten Mal zu den Konsequenzen.

Auch über 34 000 deutsche Anleger haben die Folgen des Island-Abenteuers schmerzhaft erfahren. Bekannt wurde Karlheinz Bellmann, dessen spektakulärer Feldzug gegen Kaupthing-Manager zur Rückzahlung der Einlagen mit beigetragen hat. Ihm geht es heute um ein weiteres Stück Gerechtigkeit: Die zurückgehaltenen Zinsen sollen nicht den Bankern zufallen. Bellmann will, falls es gelingt, seinen Zinsanteil an Wohlfahrtsverbände spenden.

Island in der Krise. Ein Report über Aufstieg und Fall, Hoffnungen und Enttäuschungen. Es gibt die Chance für einen Neuanfang - ohne Finanzhaie, "Icesave"-Konten und falsche Versprechungen. Der Film zeigt auch, dass die gigantische Ruine der Konzerthalle von Reykjavik, das Symbol der Staatspleite, nach einem Baustopp zu Ende gebaut wird. Ein Zeichen der Hoffnung - nicht nur für Isländer.

Quelle: ZDF

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