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"Frontal 21"-Dokumentation "Das Kartell - Im Würgegriff der Energiekonzerne" über Preismanipulationen an der Leipziger Strombörse

Archivmeldung vom 13.08.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.08.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

An der Leipziger Strombörse EEX werden Preise manipuliert. Das berichtet ein Energiehändler in der "Frontal 21"-Dokumentation "Das Kartell - Im Würgegriff der Energiekonzerne" von Steffen Judzikowski und Hans Koberstein, die das ZDF am Dienstag, 14. August 2007, 21.00 Uhr ausstrahlt.

Londoner Finanzhändler sprächen sich ab, um gemeinsam den Kaufpreis hochzutreiben, so der Insider, der unerkannt bleiben möchte, gegenüber "Frontal 21". Die Preise, die an der EEX erzielt werden, sind maßgebend für die Strompreise, die die Verbraucher in Deutschland zahlen müssen.

Der Energiehändler erklärt gegenüber "Frontal 21", dass die Preismanipulation am Elektrizitätsmarkt möglich sei, "weil der Markt im Vergleich zu anderen Rohstoffmärkten ungeheuer klein ist und wenige Unternehmen den Marktpreis ihrem Gutdünken nach diktieren können."

Der Chef der Leipziger Strombörse Hans-Bernd Menzel weist den Vorwurf der Manipulation zurück: "Wichtig ist hier die Frage, ob wir solche Dinge entdecken können und ob wir dann entsprechende Handlungen auch ahnden können. Das Instrumentarium dafür steht zur Verfügung - bis hin zur Einschaltung der Staatsanwaltschaft. Bisher war es nicht nötig."

Der "Frontal 21"-Informant behauptet dagegen, dass sich Händler großer Finanzinstitute in London regelmäßig absprechen würden, in welche Richtung sich der Preis am EEX-Terminmarkt entwickeln solle. "Dementsprechend wird dann am Folgetag von diesen Händlern nach der Absprache gehandelt", behauptet er. "Wenn sich fünf Händler treffen, die die Nachfragemacht haben, 60 Prozent, 70 Prozent des Marktes zu bestimmen, dann können sie den Preis entsprechend beeinflussen."

Es seien Mitarbeiter von Banken und Finanzdienstleistern, die auf diese Weise den Terminmarkt manipulieren würden, sagt er. "Wenn ich viel Geld habe, mit dem ich spielen kann, das ich vermehren soll, und einen risikolosen Weg dazu finde im Rahmen von Preisabsprachen, dann ist das natürlich ein sehr probates Mittel, um einerseits für das Unternehmen Geld zu verdienen, und selber als Händler einen horrenden Bonus zu verdienen."

In diese Absprachen werde außerdem ein Kreis ausgewählter kleinerer Händler eingeweiht, so der "Frontal 21"-Informant. Auch er gehörte nach eigenen Angaben dazu. Die Empfänger können mit diesen Informationen hohe Gewinne erzielen. "Das ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Die kleinen Händler wissen, dass diese Hinweise in der Vergangenheit immer richtig waren, richten auch ihr Handelsverhalten nach dieser Nachricht aus, kaufen selber Elektrizität ein", so der Insider. "Und dadurch gibt es einen Multiplikatoreffekt, und natürlich steigt der Preis dann."

Diese Preisabsprachen gingen auf Kosten des Verbrauchers, so das Fazit des anonymen Energiehändlers: "Kasse machen alle die, die diese Insiderinformation haben. Und den Verlust macht letztlich der Stromverbraucher, der ein weitaus höheres Preisniveau entrichten muss, als das zuvor der Fall gewesen wäre."

Über diese und andere Trickserien auf dem deutschen Energiemarkt berichtet der Film "Das Kartell - Im Würgegriff der Energiekonzerne" von Steffen Judzikowski und Hans Koberstein. Durch die Dokumentation führt "Frontal 21"-Moderator Theo Koll im Stil des einschätzenden Anchormans. Der Film berichtet über Hintergründe dramatischer Fehlentwicklungen auf dem Energiemarkt. Er zeigt, wie Verbraucher abkassiert werden, wie die Politik Deutschland den mächtigen Energie-Monopolisten ausliefert und sucht nach Antworten auf die Frage: Wer rettet uns vor diesem Kartell?

Quelle: Pressemitteilung ZDF


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