"Versuchskaninchen Heimkind" am 3.2., 23:30 Uhr im Ersten
Archivmeldung vom 14.01.2020
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Freigeschaltet durch André OttEs ist ein Skandal, der lange verschwiegen wurde: Seit Beginn der Bundesrepublik bis in die 1970er Jahre wurden Kinder und Jugendliche in Heimen und Psychiatrien Opfer von Ärzten und Pharmakonzernen.
Sie wurden mit Medikamenten ruhiggestellt, für medizinische Versuchsreihen missbraucht sowie schmerzhaften und schon damals umstrittenen Diagnoseverfahren unterzogen. Bis heute leiden viele von ihnen unter den Folgen. Der Film von Daniela Schmidt-Langels begibt sich auf Spurensuche und wird am 3. Februar 2020 um 23:30 Uhr im Ersten gezeigt.
Heime, Ärzte und Pharmakonzerne
In den Wirtschaftswunderjahren wurde die glückliche Kleinfamilie zum gesellschaftlichen Idealbild. Verhaltensauffällige Kinder sowie Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen dagegen wurden oft in völlig überfüllte Heime und Psychiatrien abgeschoben, wo sie weitgehend von der Außenwelt abgeschottet und häufig einer autoritären Erziehung ausgeliefert waren. In vielen Heimen wurden Kinder mit Medikamenten vollgepumpt, um sie ruhig zu stellen. Doch damit nicht genug: In Zusammenarbeit mit Pharmakonzernen nutzten Ärzte die Situation in solchen Einrichtungen aus, um auch neue Medikamente und Behandlungsmethoden auszuprobieren - und verstießen dabei gegen schon damals geltende fachliche und ethische Standards. Nicht wenige der Ärzte waren in die Verbrechen der Nationalsozialisten wie den Mord an körperlich und geistig behinderten Kindern verstrickt gewesen.
Spurensuche mit Opfern
Gemeinsam mit drei ehemaligen Heimkindern sowie der Tochter und Enkelin von beteiligten Ärzten begibt sich der Film auf Spurensuche. Durch die sehr persönlichen Schilderungen von den Qualen der Opfer und den Folgen der Behandlungsmethoden öffnet der Film immer wieder neue Türen in die Geschichte von Heimerziehung sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie und deckt die Verflechtungen zwischen Ärzten und Pharmakonzernen im Nachkriegsdeutschland auf. Historiker und Experten erklären, warum es möglich war, dass Ärzte auch um ihrer Karriere und ihrer finanziellen Vorteile willen an wehrlosen Opfern forschen konnten.
Quelle: SWR - Das Erste (ots)