"Die Rastatter Prozesse - Kriegsverbrecher vor Gericht"
Archivmeldung vom 16.04.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićRastatt, im Frühjahr 1946: Das Tribunal Général der französischen Besatzungszone wird eröffnet. Während der nächsten drei Jahre finden vor dem Gericht im Ahnensaal des Rastatter Schlosses 235 Prozesse statt. 2130 Mal wird Anklage erhoben, hauptsächlich gegen das Personal der NS-Lager auf dem Gebiet der französischen Besatzungszone.
Damit gehören die Rastatter Prozesse zu den größten alliierten Kriegsverbrecherprozessen nach dem Zweiten Weltkrieg. Nachdem die 100-jährige Sperrfrist vorzeitig aufgehoben wurde, konnten die Geschehnisse im Gerichtssaal nachvollzogen werden. Die 45-minütige Doku "Die Rastatter Prozesse" von Judith Voelker wird am 17.05.2021 um 23:35 Uhr im Ersten gezeigt und ist danach für 90 Tage in der ARD Mediathek abrufbar (eine 90-minütige Fassung des Films wird am 4.5. um 20:15 Uhr auf ARTE erstausgestrahlt).
Trotz ihres gewaltigen Ausmaßes sind die Rastatter Prozesse weitgehend in Vergessenheit geraten. Das liegt nicht nur an der 100-jährigen Sperrfrist, der die Gerichtsakten bis vor kurzem unterlagen, sondern auch daran, dass die Verfahren jahrzehntelang im Schatten der großen Nürnberger Prozesse standen. Nachdem die Sperrfrist vorzeitig aufgehoben wurde, waren große Teile der Prozessakten zum ersten Mal einsehbar. Zusammen mit den wertvollen Nachlässen von Prozessbeteiligten gewährten sie einen besonderen Blick auf das Geschehen im Gerichtssaal und ermöglichten es, den Verlauf der Prozesse zu rekonstruieren. Damit konnte diesem wichtigen, aber vergessenen Kapitel der deutsch-französischen Nachkriegsgeschichte eine Dokumentation gewidmet werden.
Spielszenen am Originalschauplatz
Im Mittelpunkt des Films stehen aufwändige Spielszenen, die auf den Gerichtsprotokollen beruhen und am Originalschauplatz im Ahnensaal des Rastatter Schlosses gedreht wurden. Sie zeigen exemplarisch ausgewählte Prozesse und die daran Beteiligten wie den französischen Staatsanwalt Joseph Granier sowie die junge deutsche Pflichtverteidigerin Helga Kloninger. Neben selten gesehenem Archivmaterial fördern Historiker*innen Zeugnisse und historisches Beweismaterial aus den Gerichtsakten zutage und ordnen das Geschehen im Gerichtssaal ein.
Quelle: SWR - Das Erste (ots)