"Schäuble - Macht und Ohnmacht"
Archivmeldung vom 17.08.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Bundesfinanzminister äußert sich in einer SWR-Dokumentation auch zu Gewissenskonflikten als Regierungsmitglied: "Man ist nicht gezwungen, gegen seinen Willen Minister zu sein. "Schäuble - Macht und Ohnmacht" am 24. August 2015, um 21.30 Uhr im Ersten
Yanis Varoufakis hat in den letzten Wochen mehrfach öffentlich über Wolfgang Schäuble gesprochen. Der zurückgetretene griechische Finanzminister beschreibt Schäuble als skrupellosen Politiker, der Griechenland aus der Eurozone drängen wollte. Jetzt äußert sich Wolfgang Schäuble selbst. In der SWR-Dokumentation "Schäuble - Macht und Ohnmacht" des Dokumentarfilmers Stephan Lamby sagt der Bundesfinanzminister über Yanis Varoufakis: "Er hat ja auch gesagt, dass es besser wäre, Griechenland würde aus dem Euro ausscheiden." Das Auftreten von Varoufakis in der Eurogruppe beschreibt Wolfgang Schäuble wenig schmeichelhaft: "Wir haben nie in der Erwartung gesprochen, dass der eine das einseitig öffentlich austrägt. Aber wir waren in der Eurozone bisher auch nicht gewohnt, dass einer unsere vertraulichen Unterredungen auf seinem Aufzeichnungsgerät aufzeichnet. Er hat ein bisschen neue Sitten eingeführt." Und weiter: "Das ist alles ein anderer Maßstab von Seriosität als der meine." Das Erste zeigt die SWR-Dokumentation am 24. August um 21.30 Uhr.
Auch Yanis Varoufakis kommt in der SWR-Dokumentation über Schäuble zu Wort: "Irgendwann haben wir herausgefunden, dass Wolfgang Schäuble von der Bundeskanzlerin kein Mandat für seinen Grexit-Plan hatte. Ich habe ihn damit konfrontiert und gesagt: Wolfgang, Du hast kein Mandat dafür." Varoufakis gibt ein weiteres Gespräch mit Wolfgang Schäuble so wieder: "Ich habe ihm gesagt, wenn Du Griechenland (von Europa) amputierst, wirst Du auf unserem Kontinent Zentrifugalkräfte entfachen, zerstörerische, dunkle Kräfte. Und Du wirst sie nicht unter Kontrolle halten können - wie Dr. Frankenstein."
Von Autor Stephan Lamby auf Gewissenskonflikte während der Griechenlandverhandlungen und Rücktrittsüberlegungen angesprochen antwortet Bundesfinanzminister Schäuble: "Natürlich muss man in einer Regierung zu einer gemeinsamen Position kommen. Und wenn man nicht zu einer gemeinsamen Position kommt, dann ist klar, dass der Regierungschef - oder die Bundeskanzlerin - dann halt gilt. Und wenn ein Minister das nicht will, dann ist es wiederum so, dass man gegen seinen eigenen Willen nicht gezwungen ist, Minister zu sein."
Schäuble benennt schwarze Kassen aus der Flick-Zeit als Kohls geheime Geldquelle
Brisante Aussagen von Wolfgang Schäuble zur CDU-Spendenaffäre: Er glaube nicht an die geheimen Spender, deren Namen Altbundeskanzler Kohl nicht verraten wollte, weil er sein Ehrenwort gegeben habe. Kohls langjähriger Vertrauter Schäuble hatte schon früh Zweifel an Kohls Darstellung geäußert. In der SWR-Dokumentation "Schäuble - Macht und Ohnmacht" des Dokumentarfilmers Stephan Lamby wird der Bundesfinanzminister jetzt aber erstmals konkret. Auf Lambys Frage nach Kohls Spendern antwortet Schäuble wörtlich: "Es gibt keine. Es gab aus der Zeit von Flick schwarze Kassen."
Helmut Kohl hatte im Dezember 1999 behauptet, Spenden in Höhe von etwa zwei Millionen D-Mark - an den Büchern seiner Partei vorbei - angenommen zu haben. Bis heute ist nicht geklärt, woher das Geld stammt. Auch Wolfgang Schäuble, als Kohls Nachfolger damals CDU-Vorsitzender, hatte vergeblich versucht, vom Altkanzler die Hintergründe zu erfahren.
"Schäuble - Macht und Ohnmacht", SWR-Dokumentation von Stephan Lamby, am 24. August 2015 um 21.30 Uhr im Ersten.
Quelle: SWR - Das Erste (ots)