Mit fremder Karte kostenlos zum Arzt ZDF.reporter decken Milliarden-Betrug mit Versichertenkarten auf
Archivmeldung vom 02.11.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.11.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Kostenexplosion im Gesundheitswesen droht die Einsparungen durch die Gesundheitsreform aufzufressen, noch ehe die Kassen die Beiträge gesenkt haben. Die gesetzlichen Krankenkassen stöhnen unter immer steigenden Kosten, vor allem für Arzneimittel. Doch es kommt noch dicker: das TV-Magazin ZDF.reporter deckt am Mittwoch Abend (2.11.2005) einen Skandal auf!
Durch erschlichene Behandlungen mit fremden Versichertenkarten
entsteht jährlich rund eine Milliarde Euro Schaden. Wie einfach
dieser Betrug ist, das zeigt ZDF.reporter im „Alltagstest“. Moderator
und Redaktionsleiter Norbert Lehmann:
Eine ZDF-Reporterin geht auf den Frankfurter
Hauptbahnhof und kauft dort einer Drogensüchtigen für 40 Euro ihre
Karte ab. Mit dieser Karte geht sie dann zu drei Ärzten in
Frankfurt. Obwohl die Dame, die Drogensüchtige, deutlich jünger ist
als unsere ZDF-Reporterin, wird sie überall problemlos behandelt,
keiner kontrolliert den Personalausweis etcetera. So schnell kann man sich – ohne Beiträge zu zahlen – beim Arzt als
Kassenpatient behandeln lassen.
Und der Test der ZDF.reporter zeigt
auch: kaum eine Methode ist dabei zu dreist. Einmal gibt sie sich sogar mit der Krankenkassenkarte eines
Mitarbeiters von uns aus. Der heißt Philipp Müller, und dem Arzt
fällt es nicht auf, dass die Patientin, die gerade vor ihm steht,
nicht Philipp Müller ist. Arztbesuch auf Kosten aller Versicherten – mit einer für ein paar
Euro gekauften Krankenkassenkarte geht das anscheinend ziemlich
problemlos. Und die Recherchen der ZDF.reporter haben ergeben, dass
es sich hier nicht um Einzelfälle handelt. Trotzdem scheint das
Problem niemanden wirklich zu kümmern.
Ärgerlich ist, dass die Ärzte wenig dagegen tun. Die kontrollieren
das nicht per Personalausweis. Und die Krankenkassen tun auch
nichts dagegen. Nein, das wird sozusagen in Kauf genommen, weil
angeblich der Aufwand und die Verwaltungskosten für eine Kontrolle
solcher Geschichten größer sei als der Schaden, der dadurch
entsteht. Der Schaden ist aber nach unseren Recherchen in der
Größenordnung von einer Milliarde Euro jährlich.
Quelle: Pressemitteilung ZDF