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Kontraste: Verfassungsschutz-Präsident Haldenwang: "Schweigende Mehrheit muss endlich klar Position beziehen."

Archivmeldung vom 11.01.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.01.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Thomas Haldenwang (2016), Archivbild
Thomas Haldenwang (2016), Archivbild

Bild: Screenshot Flicr / Eigenes Werk

Die Demokratie in Deutschland sei stärker bedroht, als es von der Mitte der Gesellschaft wahrgenommen werde - das sagt der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, im Interview mit dem ARD-Politikmagazin "Kontraste".

Dies zeige sich an einer Gleichgültigkeit "gegenüber dem Erstarken bestimmter Parteien", aber auch am Umgang mit Antisemitismus, so Haldenwang.

Die Mitte der Gesellschaft in Deutschland scheine ihm sehr bequem geworden zu sein. "Man hat sich sehr in seinem komfortablen Privatleben eingerichtet und man nimmt nicht hinreichend wahr, wie ernsthaft die Bedrohungen für unsere Demokratie inzwischen geworden sind", so der BfV-Präsident im "Kontraste"-Interview.

Sicherheitsbehörden könnten nur bedingt gegen die Gefahren für die Demokratie vorgehen. Er wünscht sich daher, "dass die Mitte der Gesellschaft, die schweigende Mehrheit in diesem Land, wach wird und auch endlich klar Position bezieht gegen Extremismus in Deutschland".

Offen gezeigter Antisemitismus: "Schande für Deutschland"

Der Antisemitismus hat nach Ansicht des BfV-Präsidenten sowohl in Quantität als auch in Qualität eine neue Dimension erreicht. "Es ist eine Schande, es ist beschämend, wie in dem Land, von dem der Holocaust ausgegangen ist, wie offen inzwischen Antisemitismus gezeigt wird", so Haldenwang.

Im gesamten Jahr 2022 habe man in Deutschland mehr als 2.600 antisemitische Straftaten registriert. In den vergangenen drei Monaten, seit dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023, seien bereits deutlich mehr als 1.200 antisemitische Straftaten in Deutschland zu verzeichnen.

Der 7. Oktober sei somit auch eine Zäsur für Deutschland, so Haldenwang. "Dass auf Deutschlands Straßen wieder Davidsterne an Häuser gemalt werden, dass Synagogen mit Brandsätzen attackiert werden, das ist eine völlig neue Qualität, die wir auch in der Vergangenheit so nicht wahrgenommen haben".

Das Interview mit dem BfV-Präsidenten Thomas Haldenwang wurde anlässlich der "Kontraste"-Dokumentation "Judenhass - unser Leben nach dem 7. Oktober" geführt. Die Dokumentation ist ab sofort in der ARD-Mediathek zu sehen und wird am 11. Januar um 21:45 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

Quelle: rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg (ots)

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