Studie: Asexualität wird oft verwechselt
Archivmeldung vom 17.11.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Studie des Psychologen Guido Gebauer mit Menschen, die sich als asexuell sehen, brachte ein überraschendes Resultat: Mehr als 40 % der Befragten waren gar nicht asexuell, sondern verwechselten Asexualität mit fehlenden sexuellen Gelegenheiten oder sexuellen Problemen.
Der Psychologe Dr. Guido Gebauer von der Online-Dating-Plattform Gleichklang hat einen Selbsttest "Bin ich asexuell?" entwickelt. Der Test "Bin ich asexuell?" ist dazu gedacht, Asexualität von anderen Phänomenen, wie mangelnden Gelegenheiten zur Sexualität, Orgasmusstörungen, Schmerzen bei der Sexualität oder Schüchternheit zu unterscheiden. Auf der Internetseite asexuell.info kann jeder selbst testen, ob er asexuell ist oder nicht. Der Test ist kostenlos.
Jetzt hat Psychologe Guido Gebauer die Daten von 707 Personen ausgewertet, die im Test gleich zu Anfang angaben, asexuell zu sein.
Ergebnisse
Der Test bestätigte bei 59 % der Testteilnehmer das Vorliegen von Asexualität. Diese Teilnehmer berichteten über kein oder ein nur extrem geringes sexuelles Verlangen. Bei 41 % der Befragten gelangte der Test aber zu dem Ergebnis, dass keine Asexualität vorliegt. Es traten bei diesen Befragten folgende Verwechslungen auf:
- 15 % der Befragten verwechselten mangelnde Gelegenheiten zur Sexualität mit Asexualität.
- 9 % fühlten sich nur durch vertraute Personen sexuell angezogen. Hier handelt es sich nach Gebauer nicht um Asexualität, sondern um Demisexualität.
- 13 % berichteten über sexuelle Funktionsstörungen, wie Schwierigkeiten beim Orgasmus oder Schmerzen. Sexuelle Funktionsstörungen und Asexualität sind nach Gebauer völlig verschiedene Sachverhalte.
- 4 % der Befragten gaben an, für sexuelle Kontakte zu schüchtern oder zu gehemmt zu sein. Wer Sexualität möchte, sich aber nichtttraut, ist nach Gebauer nicht asexuell.
Bewertung
Gebauer schließt aus den Befunden, dass Menschen relativ häufig irrtümlicherweise glauben können, asexuell zu sein. Gebauer hält es aber für wichtig, dass Menschen ihre sexuellen Erlebnisweisen richtig einordnen können. Seien Menschen asexuell, gehe es für sie darum, dies zu akzeptieren. Sei jemand aber nicht asexuell, sondern beispielsweise schüchtern, sollte er mehr Selbstsicherheit erwerben. Sexuelle Funktionsstörungen sollten auf keinen Fall mit Asexualität gleichgesetzt werden. Dies käme einer unberechtigten Pathologisierung von Asexualität gleich.
Asexualität sei keine Störung und auch kein Problem, sondern eine normale Spielart der menschlichen Ausrichtung zur Sexualität. Sexuelle Funktionsstörungen seien demgegenüber für die Betroffenen ein Problem und glücklicherweise heute gut behandelbar.
Nach Meinung von Gebauer liegt es auch im Interesse der asexuellen Community, Asexualität eindeutig zu definieren und zuverlässige Verfahren zur Selbsteinschätzung zur Verfügung zu stellen. Nur so könne künftig eine bessere Sichtbarkeit und Akzeptanz von Asexualität in der Gesellschaft erreicht werden.
Eine detailliertere Darstellung der vorgenommenen Datenauswertung erfolgt hier: http://asexuell.info/2016/11/15/irrtuemliche-asexuelle-ein-haeufiges-phaenomen
Quelle: www.asexuell.info/Dr. Guido Gebauer