Erotik-Onlineshops erleben derzeit Boom
Archivmeldung vom 21.03.2020
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBordelle haben geschlossen, Sexkinos sowie Erotikshops machen dicht und Sexarbeiterinnen bleiben ohne Arbeit. Auch die Erotikbranche ist stark vom Coronavirus betroffen. Doch Quarantäne hin oder her – den Bedürfnissen der Menschen tut das keinen Abbruch. Viele Erotik-Onlineshops verzeichnen steigende Verkaufszahlen, schreibt das russische online Magazin "Sputnik".
Weiter heißt es auf deren deutschen Webseite: „Sexspielzeuge etwa verkaufen sich derzeit besonders gut. Die Bestellzahlen beim Online-Erotikshop „Eis.de“ haben sich eigenen Angaben zufolge parallel zum Auftauchen des Coronavirus verdoppelt. Besonders beliebt seien aktuell, bei den Sexspielzeugen für Frauen, Druckwellen-Vibratoren. Auch im Onlineshop von Orion sei mehr los seit der Corona-Krise, sagte eine Sprecherin. Verkaufs-Hits seien derzeit ein Vibrationskissen zur Stimulation von Anus und Vulva und ein per Fernbedienung steuerbarer Paarvibrator.
Sexualtherapeutin Ulrika Vogt wundert das nicht."Ob allein oder mit mehreren, „beim Sex und besonders beim Orgasmus werden etliche positive Hormone ausgeschüttet. Das gibt den Leuten ein selbstbewusstes Gefühl und beruhigt, und das ist besonders jetzt wichtig“, so Vogt. Menschen hätten nun mehr Zeit und könnten die unter anderem dafür nutzen, ihre eigene Sexualität zu erweitern, „und vielleicht auch die Spielzeugsammlung“.
Auch der Kondomfabrikant Ritex merkt das Voranschreiten der Pandemie in Deutschland deutlich. „Wir verzeichnen tatsächlich im laufenden Monat einen drastischen Umsatzanstieg bei den Kondomen“, teilt eine Sprecherin mit. Im Vergleich zum Vorjahresmonat hätten sich die Umsätze fast verdoppelt. „Besonders stark haben sich Großpackungen verkauft.“ Auch Gleitgel werde mehr nachgefragt.
Auch Pornos stehen derzeit hoch im Kurs. So berichtet Erika Lust, Produzentin feministischer Pornos, dass mehr Menschen ihre Filme abrufen würden, als sonst. Seit dem Covid-19-Ausbruch seien die Streaming-Zeiten auf ihren Plattformen um 20 bis 30 Prozent gestiegen. Das Erotikfilm-Portal „Pornhub“ hatte vor einigen Tagen über Twitter verkündet, dass Menschen, die in Italien leben, nun bis Anfang April kostenlose Premium-Zugänge erhalten sollten.
„Das kann wirklich eine zumindest kurzfristige Beruhigungsmaßnahme sein“, sagt Sexualtherapeutin Vogt. Auf vielen Portalen gebe es schon Corona-Unterkategorien, in denen Darsteller etwa Mundschutz und Plastikhandschuhe tragen würden. Danach werde besonders in Krisengebieten in Italien und Spanien häufig auf den einschlägigen Portalen gesucht.
Für einige Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen hat die Pandemie drastische Auswirkungen. „Ich habe einfach keine Arbeit“, sagte Sexarbeiterin Marlen. Sie habe ein paar Rücklagen und könne zumindest ein paar Wochen pausieren. Andere könnten das nicht.
Vor einigen Tagen haben Bund und Länder entschieden, Bordelle zu schließen. Viele Sexarbeiterinnen wohnen auch dort, einige hätten nun keine Unterkunft mehr, heißt es aus mehreren Beratungseinrichtungen. Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter, die keine andere Wahl hätten, gingen nun zu deutlich niedrigeren Preisen arbeiten. „Die ärmsten der Armen trifft es dann wieder besonders hart“, sagt Marlen.
Auch der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) sorgt sich.
„Bei unserer Arbeit können wir keinen Abstand zu den Gästen halten“, hieß es in einer Mitteilung. Der Verband empfiehlt darum, sexuelle Dienstleistungen mit Körperkontakt vorübergehend einzustellen.
„Wir wissen natürlich, dass viele Kolleg*innen über keine ausreichenden Rücklagen verfügen und auf die Einnahmen aus der Sexarbeit dringend angewiesen sind. Hier kämpfen wir gerade um Regelungen für Ausgleichszahlungen.“"
Quelle: Sputnik (Deutschland)