Küssen relevant für menschliche Beziehungen
Archivmeldung vom 31.10.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittExperimentelle Psychologen der University of Oxford haben die Funktion von Küssen in Liebesbeziehungen untersucht. Nach der Befragung von 308 Männern und 594 Frauen zwischen 18 und 63 Jahren aus Nordamerika und Europa sind die Wissenschaftler zu dem Ergebnis gekommen, dass das Küssen helfen könnte, potenzielle Partner zu erkennen und Beziehungen aufrechtzuerhalten. Das Beibehalten dieses Verhaltens ist laut dem leitenden Wissenschaftler Rafael Wlodarski sehr erfolgreich.
Eine andere Theorie über das Küssen, dass es die sexuelle Spannung erhöht und damit das Paar bereit für den Geschlechtsverkehr wird, erwies sich laut einem Bericht der New York Times jedoch nicht als haltbar. Es könne durchaus in der Folge zu einem Geschlechtsverkehr kommen, jedoch ist die sexuelle Erregung nicht der primäre Antrieb für das Küssen.
Die Studienteilnehmer wurden zu ihrer Haltung zum Küssen in den verschiedenen Stadien einer Beziehung befragt. In einem nächsten Schritt wurden ihre Beziehungserfahrungen erhoben - neigten sie eher zu Zufallsbekanntschaften oder langfristigen Beziehungen. Zusätzlich wurden sie ersucht, ihre eigene Attraktivität für einen möglichen Partner einzuschätzen.
Wichtigkeit nimmt tendenziell ab
Während der Analyse der Daten untersuchten die Wissenschaftler, wie sich die individuellen Unterschiede auf die Haltung eines Menschen zum Küssen auswirkten. Frühere Studien hatten nahegelegt, dass am Beginn einer Beziehung der Kuss dazu dient, dass sich zwei relativ fremde Menschen näherkommen können.
Dabei würden verschiedenste Informationen über den jeweils anderen direkt an das Gehirn weitergeleitet. Damit könnte geklärt werden, ob es sich beim Gegenüber um einen möglichen Partner handelt. Wlodarski geht davon aus, dass es sich beim Küssen um eine differenziertere Dynamik handelt.
Die Teilnehmer bewerteten das Küssen bei flüchtigen Bekanntschaften vor dem Sex am wichtigsten. Danach wurde es immer weniger wichtig. Wenig wichtig war es nach dem Sex und am wenigsten wichtig zu anderen Gelegenheiten. Die Wissenschaftler definierten Küssen übrigens als Küssen auf den Mund oder die offenen Lippen.
Unterschiedliches menschliches Verhalten
Frühere Studien hatten auch ergeben, dass verschiedene Menschentypen bei der Wahl von möglichen Partnern wählerischer sind - Frauen, die sich selbst für sehr attraktiv halten und jene, die flüchtige sexuelle Kontakte bevorzugen. Bei der aktuellen Befragung wurde von dieser Personengruppe angegeben, dass das Küssen vor allem am Beginn einer Beziehung wichtig ist.
Küssen dürfte für diese Menschen eine rasche und einfache Möglichkeit sein festzustellen, ob jemand überhaupt als Partner in Frage kommt. Passen zwei Menschen hier nicht zusammen, änderten diese Teilnehmer sehr rasch ihre Meinung über einen möglichen Partner. Andere Menschen dürften jedoch laut der Studie andere Kriterien anlegen, um einen möglichen Partner einzuschätzen.
Das gilt vor allem für Männer, die sich selbst für weniger attraktiv halten und jene, die auf der Suche nach einer langfristigen Beziehung sind. Viel wichtiger scheint zu sein, dass die möglichen Partner ähnliche Interessen in Hinblick auf eine Beziehung haben. Für diese Menschen hat das Küssen am Anfang eine geringere Bedeutung.
Häufigkeit des Küssens nicht immer gleich
Bei der Suche nach langfristigen Beziehungen scheint das Küssen für eine Gruppe eine andere Funktion zu haben. Dazu gehört zum Beispiel die Aufrechterhaltung der Beziehung. Für sie war das Küssen vor dem Geschlechtsverkehr genauso wichtig wie zu anderen Gelegenheiten. Für diese Gruppe war das Küssen während des Geschlechtsverkehrs am wenigsten wichtig.
Für die Teilnehmer, die in einer exklusiven Beziehung lebten, war die Häufigkeit des Küssens wichtiger als die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs. Sie entsprach dabei auch dem in der Beziehung erlebten Glück. Laut Wlodarski könnte es sein, dass in einer glücklichen Beziehung der Geschlechtsverkehr eine weniger wichtige Rolle spielt. Details der Studie wurden in dem Fachmagazin Archives of Sexual Behavior http://bit.ly/16IgkMf veröffentlicht.
Quelle: www.pressetext.com/Michaela Monschein