Viele Profi-Fußballerinnen lieben Frauen
Archivmeldung vom 16.02.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVom 26. Juni bis 17. Juli 2011 wird die FIFA-Frauen-WM im Land des Titelverteidigers Deutschland ausgetragen. Frauen-Profifußball ist heute so populär wie nie und damit rentabel vermarktbar. "Frauenfußball soll besser verkauft werden, auch vom DFB, und das geht leichter, wenn er aus der Lesbenecke herauskommt", sagt Kulturwissenschaftlerin Tatjana Eggeling im Frauenmagazin EMOTION.
Es ist ein offenes Geheimnis: Viele deutsche Profi-Fußballerinnen lieben Frauen. Doch weder die Spielerinnen noch die Vereine oder Verbände machen das zu einem öffentlichen Thema. "Häufig vereinbaren die Vereine Stillschweigen mit den Spielerinnen, um Imageschäden zu vermeiden. Homosexuelle sollen bitte hinter geschlossener Schlafzimmertür lesbisch oder schwul sein", so Eggeling, die über "Homosexualität im Sport" forscht und als Beraterin für homosexuelle Sportler tätig ist.
Noch 1995 wurde den Nationalspielerinnen vom DFB mit Ausschluss aus dem Nationalteam gedroht, sollten sie an den schwul-lesbischen Euro Games teilnehmen. Heute zeigt sich der deutsche Profi-Sport liberaler. "Es gibt beim DFB keinen Verhaltenskodex für Spielerinnen, was ihre sexuelle Orientierung betrifft. Es wird niemandem untersagt, sich zu outen. Ich bin davon überzeugt, dass für eine Spielerin dadurch keine Nachteile entstehen", sagt Doris Fitschen, Managerin des deutschen Frauennationalteams seit 2009. Auch wagen immer mehr deutsche Nationalspielerinnen den Weg in die Öffentlichkeit. So z. B. Nadine Angerer, Nummer eins im deutschen Tor: Sie outete sich als bisexuell. Torhüterin Nummer zwei, Ursula Holl, ist seit Sommer 2010 mit einer Frau verheiratet.
Der Frauenfußball ist damit deutlich moderner als der Männer-Profisport: Schwulsein ist dort noch immer das größtmögliche Tabu. Tatjana Eggeling weiß, dass zu Mannschaftsabenden und Feiern eingeweihte Freundinnen oder Models als Begleitung engagiert werden, um als "normal" zu gelten. Und zumindest im italienischen Fußball gebe es Scheinehen, samt Kindern, um das Scheinbild vom heterosexuellen Mann aufrecht zu erhalten.
Quelle: EMOTION