Y-Chromosomen bestimmen Sexualverhalten nicht
Archivmeldung vom 08.11.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist nicht das Y-Chromosom, das Männer anders auf sexuelle Bilder reagieren lässt als Frauen - vielmehr sind es die Androgene, die Sexualhormone, die die unterschiedlichen Reaktionen bewirken. Das haben Forscher von Emory Health Sciences in beweisen, indem sie die neuronalen Antworten von Männern und Frauen auf sexuelle Reize jenen von Frauen gegenüberstellten, die statt zwei X-Chromosomen so wie Männer ein X- und ein Y-Chromosom haben.
Die seltene Mutation, bei der Frauen die männlichen Geschlechtschromosomen besitzen, aber sich trotzdem äußerlich zu Frauen entwickeln (jedoch ohne Gebärmutter), nennt sich komplette Androgenresistenz (CAIS). Dabei zirkulieren zwar die vorwiegend bei Männern vorhandenen Androgene (wie Testosteron) in ihrem Blut, jedoch sind die Rezeptoren defekt, die männliche Sexualhormone ihre Wirkung entfalten lassen.
Die Forscher bauten auf dem Wissen auf, dass Frauen- und Männer-Gehirne sehr unterschiedlich auf sexuelle Reize reagieren. "Männer zeigten in zwei Bereichen des Gehirns viel mehr Aktivität als Frauen - in der Amygdala, die bei Emotion und Motivation beteiligt ist, und im Hypothalamus, der bei der Hormonregulation und vielleicht auch bei sexuellem Verhalten eingebunden ist", erklärt Forscher Stephan Hamann die Ergebnisse einer vorangegangenen Studie.
Hormone haben mehr Einfluss
Um herauszufinden, welche Rolle das Y-Chromosom spielt, wurden bei der aktuellen Studie auch Frauen mit kompletter Androgenresistenz miteinbezogen. "Wir fanden keinen Unterschied in den neuronalen Antworten von Frauen mit CAIS und typischen Frauen, obwohl beide sehr verschieden von jenen der Männer in der Studie waren", so Hamann.
"Dieses Ergebnis unterstützt die Theorie, dass Androgene der Schlüssel zur männlichen Antwort sind. Und es bestätigt weiter, dass Frauen mit CAIS psychologisch betrachtet typische Frauen sind, auch ihr physisches Aussehen betreffend, obwohl sie ein Y-Chromosom haben", so der Forscher abschließend.
Quelle: www.pressetext.com/Marie-Thérèse Fleischer