Hellmuth Karasek: "Man darf nie überraschend nach Hause kommen!"
Archivmeldung vom 18.12.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNicht etwa Liebe schweißt Paare über Jahre zusammen, sondern der Mangel an Gelegenheiten zum Fremdgehen. Das jedenfalls meint Literaturkritiker und Autor Hellmuth Karasek. "Man kennt das ja aus der Literatur, und im echten Leben ist es nicht anders", sagt Karasek im Interview mit der Frauenzeitschrift "FÜR SIE".
"Ein Mensch entscheidet sich bewusst für die Treue und gegen die Untreue. Doch dann lernt beispielsweise einer in Berlin die Sekretärin eines Abgeordneten kennen, und schon hat er ein Kind mit ihr."
Wie Karasek in seinem neuen Buch "Ihr tausendfaches Weh und Ach - Was Männer von Frauen wollen" schreibt, strebten die Menschen unserer Gesellschaft voller Reize kaum noch nach festen Bindungen. Dennoch hält der 75-Jährige gerade in diesen freizügigen Zeiten Partnerschaft für das Allerwichtigste. "In diesem Meer von Möglichkeiten brauchen wir Ehe und Familie, sonst würde die Gesellschaft sich selbst in die Luft sprengen", so Karasek.
Sein Rezept für eine funktionierende Ehe: Gelassenheit. "Ich halte es da mit Blaubart", sagt Karasek. "Er hatte ein Zimmer, in das niemand reinschauen durfte. Wer es trotzdem tat, wurde mit dem Tode bestraft. Ich finde, man sollte nie überraschend nach Hause kommen, nie Briefe öffnen, die nicht an einen gerichtet sind, insgesamt nicht so misstrauisch sein."
Quelle: "FÜR SIE" (01/2010; EVT: 19. Dezember 2009)