Mutmaßlicher Österreicher soll Pornhub geheim steuern
Archivmeldung vom 25.05.2021
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Freigeschaltet durch Anja SchmittIm Dezember vergangenen Jahres war die weltweit größte Plattform Pornhub wegen ihres Umgangs mit Missbrauchsinhalten massiv kritisiert worden. Die Frage, wer denn der Drahtzieher des milliardenschweren Mutterkonzerns Mindgeek ist, blieb damals offen. Nun wollen Medien laut einem Bericht von Montag die Eigentumsverhältnisse geklärt haben, schreibt das russische online Magazin „SNA News“ .
Weiter heißt es diesbezüglich auf deren deutschen Webseite: "Es handle sich um die Recherchen des britischen Onlinemagazins „Tortoise Media“ und der österreichischen Rechercheplattform „Dossier“, hieß es bei „Standard“. Den Anstoß für die Untersuchungen habe ein Bericht der „New York Times“ gegeben, der aufwarf, dass die Suche nach Inhalten, die Minderjährige zeigen, hunderttausende Ergebnisse liefern würden. Es sei unmöglich, festzustellen, ob gezeigte Personen zwischen 14 oder 18 Jahren alt sind. Pornhub könne also selbst nicht wissen, ob Inhalte wirklich legal sind oder nicht.
Verzweigtes Firmennetzwerk
Anhaltspunkt für die Recherchen von „Tortoise Media“ sei die Befragung von Mindgeek-Managern vor der kanadischen Ethikkommission im Februar diesen Jahres gewesen. David Marmorstein (CEO von Mindgeek Kanada) und David Tassilo (COO von Mindgeek Kanada) seien in einer 75 Minuten langen Sitzung unter anderem zu den Einnahmen des Unternehmens, den genauen Löschregeln und zur genauen Anzahl der Tochterunternehmen befragt worden. Im Rahmen dessen hätten diese den Namen des mutmaßlichen Mehrheitseigentümers genannt: Bernard Bergemar – oder in deutscher Aussprache Bernd Bergmair.
Der Name führte die Journalisten erst zu seinem Wohnsitz in London, dann nach Österreich, in die oberösterreichische Kleinstadt Ansfelden. Dort wuchs Bergmair, Jahrgang 1968, auf und besuchte nach einem Abschluss am Gymnasium die Landwirtschaftsschule, berichtet „Dossier“. Schon als junger Mann habe er außerdem als Unternehmensberater bei McKinsey gearbeitet und war bei der Investmentfirma Goldman Sachs in New York City Partner.
Finanzspritze für Redtube
Im Kontext der Porno-Industrie wird der Oberösterreicher laut den Berichterstattern erstmals als Finanzier der in Wien ansässigen und 2006 gestarteten Pornowebseite Redtube auffällig. In einem damaligen Gerichtsverfahren wird er unter dem falschen Namen „Bernard Bergemar“ offenbar als „Executive Officer“ der Mutterfirma von Redtube genannt. Seine Anteile verkaufte er schlussendlich 2013 an Manwin – eine Firma, die heute als Mindgeek bekannt ist.
Bergmairs Imperium soll ihm bis heute ein Vermögen von knapp 1,4 Milliarden Euro beschert haben, schätzt die britische „Sunday Times“. Das Geld investierte er laut „Dossier“-Recherchen unter anderem in Grundbesitz in Österreich. Laut Unterlagen, die den Reportern vorliegen, besitzt er 103 Hektar Land. Darunter sowohl landwirtschaftliche Flächen, Wälder als auch mehrere Häuser.
Sein eigener Name taucht jedoch auch hier nie offiziell auf. In den Eintragungen findet man stattdessen die Briefkastenfirma Pontarelli Holding S.A. mit Sitz auf den British Virgin Islands. Diese gehört wiederum der Online Incorporations Ltd, die auf dem Papier zwei Männern gehören soll, die aus den Offshore Leaks (Eine Recherche des ICIJ) als Strohmänner bekannt sind. Den wahren Eigentümer, Bernd Bergmair, fand „Dossier“ schlussendlich in einem Bescheid der Bezirksgrundverkehrskommission Linz-Land.
Drahtzieher oder Teil des Systems?
Weder Mindgeek noch Bergmair selbst reagierten auf Anfragen der Berichterstatter. Zudem wird im Bericht die Frage aufgeworfen, ob Bergmair tatsächlich Drahtzieher ist oder lediglich „ein großes Rädchen in der Welt der Pornoseiten“. Die Recherchen veröffentlichte „Tortoise Media“ außerdem auch als Podcast mit dem Namen Jagd auf den Pornokönig. Eine „Standard“-Anfrage an Mindgeek und Pornhub würde derzeit laufen. "
Quelle: SNA News (Deutschland)