Kondome halten Versprechen öfters nicht
Archivmeldung vom 05.11.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEiner aktuellen Untersuchung des Wiener Gynmed Ambulatoriums zufolge, sind Kondome offensichtlich deutlich weniger zuverlässig, als bisher vermutet. Mehr als ein Drittel aller ungewollten Schwangerschaften - insgesamt 35 Prozent - passiert trotz Verwendung eines Kondoms.
Noch häufiger kommen nur jene Frauen zum Abbruch, die gar nicht verhütet haben, erklärt der Gynäkologe Christian Fiala im pressetext-Gespräch. Insgesamt hat der Mediziner 5.000 Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch nach der Verhütungsmethode gefragt.
Es gehe nicht darum, das Kondom zu verdammen, meint der Mediziner und Leiter des Gynmed Ambulatoriums. "Nur für eine effektive Prävention der Schwangerschaft ist das Kondom nicht geeignet", so Fiala. Nehme man das Thema Verhütung ernst, müsse man ähnlich wie ein Verbandszeug in der Autoapotheke die "Pille danach" in der Hausapotheke bereit haben. Fiala fordert daher die sofortige Rezeptfreistellung der "Pille danach". Alles andere sei ein blanker Zynismus der Gesellschaft.
Kondomtests entsprechen nicht der Realität
Zumeist liege das Versagen des Kondoms an dessen unsachgemäßer Anwendung, meint Fiala. Das Kondom erfordere große Aufmerksamkeit während seiner Anwendung. Bei der Verwendung eines Kondoms müsse Sex anfangs unterbrochen werden, während des Verkehrs müsse man vorsichtig sein und nach dem Samenerguss müsse man sich sofort zurückziehen. "Gerade hier liegt das Problem, denn Sex ist keine von der Vernunft kontrollierte Handlung", so der Gynäkologe. Ein Kondom sei vielfach ein Stimmungskiller - nicht nur dann, wenn es verrutscht oder gerissen ist.
Erst im August 2009 hatte der schottische Psychologe Stuart Brody in einer heftig diskutierten Studie festgestellt, dass heterosexueller Geschlechtsverkehr ohne Kondom gut für die mentale Gesundheit sei. Kritiker halten dem Psychologen entgegen, dass ungeschützter Geschlechtsverkehr das Risiko, an Aids zu erkranken und ungewollt schwanger zu werden, drastisch erhöhe. Brody meinte, dass die Menschen biologisch darauf programmiert wären, ungeschützten Sexkontakt zu haben und dass es Paaren eine evolutionären Vorteil verschaffen und die Chance zur Reproduktion erhöhen würde.
Pille danach als Rettungsring
"Neue Studien haben gezeigt, dass die Pille danach den Eisprung verzögert oder verhindert. Somit kann keine Befruchtung stattfinden. Wichtig ist dabei, sie so schnell wie möglich einzunehmen", meint Fiala. Neben der hohen Wirksamkeit habe die "Pille danach" kaum Nebenwirkungen. "Sie enthält ein einziges Gestagen/Gelbkörperhormon und ist sehr gut verträglich." Aus diesen Gründen wurde sie bereits in 14 europäischen Ländern rezeptfrei gestellt und von der WHO in die Liste der wichtigsten Medikamente aufgenommen.
"Im Zuge einer öffentlichen Aufklärung, trifft mich als Gynäkologe die Pflicht, Frauen und Paare über die Risiken der Verwendung von Kondomen zu unterrichten", so Fiala. Ein Vorteil sei heute, dass es sehr viele verschiedene Verhütungsmittel am Markt gibt. "Die meisten davon greifen nicht in den Ablauf des Geschlechtsverkehrs ein", betont der Mediziner. Das sei ein wesentlicher Nachteil des Kondoms.
Quelle: pressetext.austria (Wolfgang Weitlaner)