Facebook löst Homosexuellen-Debatte aus
Archivmeldung vom 15.02.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNachdem die Facebook-Seite "Bareback" 20.000 Likes bekommen hat, wurde sie von der Plattform wieder gelöscht. Das hat in der homosexuellen Community eine hitzige Debatte ausgelöst. Bareback beschreibt den ungeschützten Sex zwischen Männern und wurde in den späten 1990er-Jahren zu einem Trend, nachdem es der Medizin gelungen war, die Lebenserwartung von HIV-Infizierten zu steigern, ohne dass AIDS ausbricht.
Die Seite "Queerty" war die erste, die über diesen Trend geposted hat und meint, dass viele Fans der Bareback-Seite sie als Singlebörse verwenden, um so Männer für ungeschützten Sex zu finden, was folglich zur Überlegung geführt hat, sie zu löschen. Nur einige Stunden später wurde der Gedanke in die Tat umgesetzt.
Facebooks Richtlinien verbieten unter anderem alles, was mit Nacktheit, minderjährigen pornografischen Inhalten oder Förderung von Selbstverletzung zu tun hat, was jedoch mit der homosexuellen Seite nicht direkt zusammenhängt. Die brisante Diskussion erreicht nun ihren Höhepunkt, denn unzählige Anhänger der nun gelöschten Seite fühlen sich diskriminiert. Viele Fans sehen "barebacking" als individuelle Entscheidung und HIV als eine nicht länger tödliche Krankheit und halten geschützten Sex somit auch nicht für notwendig.
Gefahr verschiedener Krankheiten
"Ursprünglich kommt der Begriff 'barebacking' vom 'Reiten ohne Sattel'. Gegen ungeschützten Sex ist generell nichts einzuwenden, solange er unter sicheren Rahmenbedingungen stattfindet", so Philipp Dirnberger, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Wien, im Interview mit pressetext. In den USA würden diesbezüglich jedoch auch HIV-positive Männer barebacking betreiben, was Dirnberger strikt ablehnt.
Barebacking würde außerdem häufig nicht nur von zwei, sondern mehreren Personen gemacht, wobei viele andere Erkrankungen wie Syphilis übertragen werden können. "Da hilft es nicht zu wissen, HIV-negativ zu sein. Unser Credo ist demnach 'Safer Sex'", so der Fachmann. Ob es legitim war, die Facebook-Seite zu löschen, ist für Dirnberger schwierig zu beurteilen. "Ich kenne die Seite nicht. Facebook hat aber ihre interne Policy und davon weiß jeder", sagt er.
Eine Abwanderung von Plattformen für schwule Sexualkontakte mit dem Angebot an Online-Beratung auf den Giganten Facebook ist verstärkt beobachtbar. "Facebook ist aber so riesig, dass der Überblick an Gruppen fehlt. Es ist verständlich, dass es diese Entwicklung gibt - mit der Online-Prävention haben wir dadurch jedoch verstärkt zu kämpfen", schließt Dirnberger ab.
Quelle: www.pressetext.com/Andreea Iosa