Blood Diamond
Archivmeldung vom 24.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVor dem Hintergrund des chaotischen Bürgerkriegs im Sierra Leone der 1990er-Jahre erzählt „Blood Diamond“ vom Schicksal des Ex-Söldners Danny Archer (Leonardo DiCaprio) aus Simbabwe und des Mende-Fischers Solomon Vandy (Djimon Hounsou). Beide sind Afrikaner, aber ihre Herkunft und ihre Lebenssituation könnten nicht unterschiedlicher sein – bis sie durch die Umstände plötzlich eine gemeinsame Aufgabe haben: Sie wollen einen seltenen rosa Diamanten aufspüren, der ihr Leben verändern kann… oder den Tod bringt.
Solomon ist von seiner Familie getrennt und zur Arbeit auf den Diamantenfeldern gezwungen worden. Als er einen außergewöhnlichen Rohdiamanten entdeckt, versteckt er ihn unter großem persönlichen Risiko: Falls sein Diebstahl bemerkt wird, hat er sein Leben sofort verwirkt. Aber Solomon weiß natürlich, dass er mit dem Diamanten nicht nur seiner Frau und den Töchtern das Flüchtlingsschicksal ersparen, sondern auch seinen Sohn Dia vor dem noch schlimmeren Los als Kindersoldat bewahren könnte.
Archer verdient seinen Lebensunterhalt, indem er Diamanten gegen Waffen tauscht. Als er wegen Schmuggelei im Gefängnis sitzt, erfährt er von Solomons Geheimnis. Einen solchen Diamanten findet man nur einmal im Leben – sein Gegenwert würde Archer die Flucht aus Afrika, aus dem Teufelskreis von Gewalt und Korruption ermöglichen, mit dem er sich bisher sehr gut arrangiert hat.
Die idealistische amerikanische Journalistin Maddy Bowen (Jennifer Connelly) will in Sierra Leone zunächst nur herausfinden, in welchem Maße die Diamanten die Existenz der Menschen dort beeinflussen. Sie will die Machenschaften der Branchenbosse aufdecken, die nur ein Geschäftsprinzip anerkennen: Profit.
Maddy hält sich an Archer, weil er ihr Insider-Informationen für ihren Artikel liefern kann. Doch bald begreift sie, dass er sie viel dringender braucht.
Maddy hilft Archer und Solomon, das gefährliche Rebellengebiet zu durchqueren. Archer ist auf Solomon angewiesen, um an den unschätzbaren rosa Diamanten zu kommen, während Solomon einen viel wertvolleren Schatz sucht – seinen Sohn.
Daten zum Film:
Titel: Blood Diamond
(Originaltitel)
Kinostart (Deutschland): 25.01.2007
Deutschland
(FSK): Freigegeben ab 16 Jahren
Länge: 143 Minuten
URL: http://www.blooddiamond.de/
Ergänzende Informationen zum Film
Regisseur/Produzent Edward Zwick sagt über die Hintergründe des Films: „Für mich geht es in diesem Film um Werte. Einer findet einen Stein wertvoll, ein anderer vielleicht einen Zeitschriftenartikel; einem weiteren geht es um ein Kind. Im Zentrum dieses Films steht die Konfrontation zweier Männer: Einer ist von der Suche nach einem wertvollen Diamanten besessen, der andere riskiert sein Leben, um seinen Sohn zu finden.“ Selbst wusste er nur vom Hörensagen, was mit diesem Begriff "Blutdiamanten" gemeint ist. Je mehr er aber, als er das Drehbuch von der Produzentin Paula Weinstein erhielt dann darüber las, desto faszinierter reagierte er. Doch er war auch entsetzt von den Fakten und so wurde ihm klar, dass diese Geschichte unbedingt erzählt werden muss.
Er stürzte sich in die Recherchen und sammelte alle verfügbaren Informationen über die Geschichte und Auswirkung der Konfliktdiamanten, Kindersoldaten und die Revolution in Sierra Leone, bevor er die ersten Filmmeter belichtete. Über das Internet bekam er Kontakt zu einem anderen Filmemacher, der sich in jeder Produktionsphase von „Blood Diamond“ als unschätzbare Hilfe erwies: den preisgekrönten Dokumentarfilmer Sorious Samura.
„Ich suchte online eine Doku, von der ich gehört hatte: Sie heißt ,Cry Freetown‘“, erinnert sich Zwick. „Ich bestellte sie per Kreditkarte, und eine Woche später erhielt ich einen Brief: ,Wir konnten den Namen auf ihrer Karte nicht übersehen und fragen uns, ob sie ein Projekt über Sierra Leone planen. Wenn ja, rufen Sie uns doch gerne an.‘ Ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Sorious Samuras Doku über Sierra Leone ist das authentischste Dokument über die Ereignisse des Bürgerkriegs. Viele Journalisten verließen damals das Land, und ein Großteil der Welt ignorierte die Vorfälle einfach. Doch er blieb dort und hielt sogar alles auf Film fest.“
Samura gesteht, dass künstlerische Erwägungen keine Rolle spielten bei seinem Entschluss, im Jahr 1999 die Gräueltaten um sich herum zu filmen – viel eher war es „ein verzweifelter Hilfeschrei in der Dunkelheit. Ich hatte miterlebt, was die Medien bewirken konnten, als sie über den Kosovo-Krieg berichteten. Also beschloss ich, mit der Kamera in der Hand festzuhalten, was in Sierra Leone passierte. Das war sehr gefährlich – etwa neun Journalisten waren vor Ort bereits umgekommen. Aber ich dachte nur daran, dass ich überleben musste, damit die Welt sich ein Bild machen konnte. Falls man die internationale Gemeinschaft aufrütteln konnte, würde sich vielleicht etwas ändern.“
So entstand „Cry Freetown“, der Samura weltweit Anerkennung und etliche renommierte Preise einbrachte. Er konnte sich allerdings nicht vorstellen, dass er Jahre später an einem großen Spielfilm mitwirken würde. Dazu Samura: „Als ich erfuhr, dass Ed Zwick an einem Spielfilm über Sierra Leone arbeitete, wollte ich sichergehen, dass alle Einzelheiten stimmen. Es geht darin zwar um fiktive Figuren, aber dennoch soll vermittelt werden, was tatsächlich schiefging, als es passierte, wie es passierte und warum. Ich sprach mit Ed und merkte, dass ihm genauso viel an der Authentizität lag wie mir selbst. Das hat mich schwer beeindruckt, und deshalb wollte ich an dem Film mitarbeiten.
„Gott hat uns Sorious geschickt“, sagt Zwick voll Dankbarkeit. „Er stellte sich mir zur Verfügung, und ich habe ihn voll und ganz in Anspruch genommen. Es ist einfach unschätzbar, jemanden dabei zu haben, der die Zeiten selbst miterlebt hat. Das ging weit über die Funktion des technischen Beraters hinaus: Er beriet uns nicht nur in Bezug auf praktische Dinge wie Kostüme und Requisiten, sondern brachte uns auch mit Leuten zusammen, die die Mende-Sprache und den Krio-Dialekt sprechen oder die sich mit den kulturellen Feinheiten in Sierra Leone auskennen. Er hatte Kindersoldaten, Schmuggler und Söldner begleitet. Unsere Schauspieler verließen sich voll und ganz auf ihn, besonders Leo und Djimon. Er war unser Freund, unser Berater, unsere Autorität. Er war die Seele der Produktion.“
Das Kimberley-Verfahren
Jahrelang leisteten Augenzeugen, Journalisten und Organisationen wie Amnesty International, Partnership Africa-Canada, Global Witness und Oxfam unermüdlich engagierte Aufklärungsarbeit, um die Welt auf das Problem der Blutdiamanten aufmerksam zu machen. Durch das wachsende Bewusstsein sind auch im Diamantenhandel Forderungen nach Veränderungen laut geworden. Das Ergebnis war das Zertifizierungsverfahren Kimberley Process Certification Scheme (KPCS), das am 5. November 2002 verabschiedet wurde.
Das Kimberley-Verfahren ist ein sich selbst regelnder Vertrag zwischen Nationen, die Diamanten exportieren, und den beteiligten Regierungen: Es geht um die Schaffung von Gesetzen, „um den Handel mit Rohdiamanten wirksam zu überwachen und den Handel mit ,Konfliktdiamanten‘ zu verhindern“. Zur Unterstützung des Verfahrens einigte sich die internationale Diamantenbranche auf ein freiwilliges Gewährleistungssystem, um sicherzustellen, dass man den Weg der Diamanten auch weiterhin bis zum Verkauf nachvollziehen kann.
Vom 6. bis 9. November 2006 wurde das Kimberley-Verfahren im dreijährigen Turnus formal überprüft, um festzustellen, wie wirksam es funktioniert, und um Methoden zur Verbesserung zu benennen. Bei dieser Überprüfung kommt es sehr auf entschlossenes Handeln an, damit das KPCS auch in Zukunft zu einem noch effektiveren Zertifizierungssystem entwickelt wird. Denn Diamanten dürfen keine Kriege mehr finanzieren.
Die Überwachungsorganisationen geben durchaus zu, dass die Kimberley-Übereinkunft die Situation verbessert hat. Dennoch weiß Zwick: „Auch heute sind die Umstände nur sehr schwer zu kontrollieren. Wir wollen niemanden auffordern, auf einen Diamantenkauf zu verzichten, aber es ist unabdingbar, dass der Verbraucher einen Garantieschein für die Diamanten verlangt, die er kaufen will. Das Kimberley-Verfahren gibt es nur, weil die Öffentlichkeit aufmerksam wurde. Wenn wir es mit unserem Film schaffen, die Öffentlichkeit noch besser aufzuklären, wird das hoffentlich ein Verfahren stärken, das unbedingt gestärkt werden muss.“
Das fünfte „C“ für Konsumenten
Wer Diamanten kauft, wird darauf hingewiesen, dass er auf die „vier Cs“ achten sollte: „color, cut, clarity und carat weight“ (Farbe, Schnitt, Reinheit und Karatgewicht). Aber man sollte noch nach einem weiteren „C“ fragen, bevor man sich für den Kauf entscheidet: Es steht für „conflict“.
Amnesty International und Global Witness vertreiben eine Broschüre, mit deren Hilfe Konsumenten verhindern können, dass Diamanten je wieder Kriege finanzieren.
Wer Diamantenschmuck kaufen will, kann dem Verkäufer vier Fragen stellen, um herauszubekommen, wie der Kaufmann den Kampf gegen den Handel mit Konfliktdiamanten unterstützt:
– Wie kann ich sicher sein, dass keines Ihrer Schmuckstücke Konfliktdiamanten enthält?
– Wissen Sie, woher die Diamanten stammen, die Sie verkaufen?
– Kann ich eine Abschrift der Unternehmensgrundsätze Ihrer Firma in Bezug auf Konfliktdiamanten bekommen?
– Können Sie mir die schriftliche Garantie Ihrer Diamantenzulieferer zeigen, aus der hervorgeht, dass Ihre Diamanten nichts mit Konfliktherden zu tun haben?
Der Verkäufer sollte sofort darauf eingehen. Wenn er das nicht tut, kann es der Konsument ja anderswo versuchen… und vorher deutlich machen, warum.
Tragischerweise wird die verbrecherische Entführung von Kindern und ihre Rekrutierung als Kindersoldaten in aller Welt unvermindert fortgesetzt, wie ein aktueller Bericht aus Sri Lanka bestätigt: Daraus geht hervor, dass ganze Viertel durchgekämmt werden, um den Familien ihre kleinen Jungen wegzunehmen.
In dem jüngsten Report wird geschätzt, dass heute weltweit 400.000 Kindersoldaten im Einsatz sind.
Falls Sie mehr über Blutdiamanten und/oder Kindersoldaten erfahren möchten, empfehlen Ihnen die Filmemacher folgende Quellen:
DOKUMENTARFILME
„Cry Freetown“ & „Return to Freetown“ – Regie: Sorious Samura
„War Photographer“ (War Photographer – James Nachtwey) – Regie: Christian Frei
„Shadow Company“ – Regie: Nick Bicanic und Jason Bourque
SACHBÜCHER
„Blood Diamonds“ (Tödliche Steine) – Greg Campbell
„Blood From a Stone“ – Douglas Farah
„Innocents Lost“ – Jimmie Briggs
„Mukiwa“ – Peter Godwin
„How de Body? One Man’s Terrifying Journey Through an African War“ – Teun Voeten
„In the Land of Magical Soldiers – A Story of White and Black in West Africa“ – Daniel Bergner
„The Devil That Danced on the Water: A Daughter’s Quest“ (Tanz mit dem Teufel: meine afrikanische Kindheit) – Aminatta Forna
Quelle: Pressemitteilung Warner Bros. Pictures Germany