Pflanzenmenge prägte Großsäuger 20 Mio. Jahre
Archivmeldung vom 16.09.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Entwicklung der Artenvielfalt von landlebenden Großsäugern wurde über 20 Mio. Jahre von der Pflanzenmenge bestimmt. Dieses Muster wurde erst mit dem Beginn der Eiszeiten durchbrochen. Vermutlich ist auch der beginnende Eingriff des Menschen in die Natur eine Ursache dafür, wie wissenschaftliche Nachforschungen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ergeben haben.
Die Experten rekonstruierten anhand von 14.000 Fossilien die Artenvielfalt von Großsäugern an Land und verglichen sie mit Daten zur Biomasseproduktion von Pflanzen aus dem gleichen Zeitraum. "20 Mio. Jahre lang, vom Beginn des Neogen vor rund 23 Mio. Jahren bis zum Pleistozän vor rund zwei Mio. Jahren, galt: Je mehr Biomasse Pflanzen produzierten, desto mehr verschiedene große landlebende Säugetierarten entwickelten sich. Umgekehrt natürlich auch: Wenn die Biomasseproduktion zurückging, ging auch die Artenvielfalt zurück", so Leitautorin Susanne Fritz.
Fritz und ihr Team sind die Ersten, die diesen Zusammenhang in einem solch großen räumlichen und zeitlichen Maßstab - für Nordamerika und Europa - bestätigt haben. Mit dem Beginn der Eiszeiten (Pleistozän) war damit Schluss, denn inzwischen korreliert die Artenvielfalt in Nordamerika und Europa mit anderen Umweltbedingungen. Das ist genau der Zeitpunkt, an dem der Mensch in diesen Regionen auf den Plan trat und vermutlich mit der Entnahme von Biomasse aus dem Nahrungskreislauf begann. Als sich das Muster abrupt veränderte, geschah jedoch noch etwas anderes: Große Säugetiere wie Mammuts, Höhlenbären und Saiga-Antilopen starben im Untersuchungsgebiet der Studie massenhaft aus.
Säugetierarten gingen zurück
"In Europa und Nordamerika gibt es heute viel weniger verschiedene Säugetierarten als früher. Zum Beispiel gibt es in Europa nur noch 51 Großsäugerarten in 27 Gattungen; vor zehn Mio. Jahren waren es noch 130 bis 200 Gattungen. Wie unsere Studie belegt, hat der Mensch zumindest dazu beigetragen, dass sich die Arten- und Gattungsvielfalt nach dem Massenaussterben nicht wieder ,erholt' hat. In nennenswerter Zahl kommen große Säugetierarten heute praktisch nur noch in Afrika und Asien vor", ergänzt Co-Autor Christian Hof. Mittlerweile entnehme der Mensch bis zu 30 Prozent der Biomasse - Tendenz steigend.
"Je weiter man in die Vergangenheit reist, desto spärlicher sind die Spuren damaliger Tiere, was den direkten Vergleich von Zusammenhängen zwischen dem von uns untersuchten sehr langen Zeitraum mit der Situation heute erschwert. Fest steht aber, dass in der vom Menschen dominierten Welt ökologische ,Regeln', wie der Zusammenhang von Großsäugervielfalt und pflanzlicher Biomasse, nicht mehr in der Form gelten wie über Millionen von Jahren üblich. Die Folgen immer weiter reichender menschlicher Eingriffe sind deshalb einmalig in der Erdgeschichte und schwer vorherzusagen", resümiert Fritz abschließend.
Quelle: www.pressetext.com/Florian Fügemann