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Bohrkerne aus dem Schwarzen Meer belegen Überschwemmung vor über 100 000 Jahren

Archivmeldung vom 01.09.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.09.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Verlauf des Meeresspiegels Grafik: GFZ Potsdam
Verlauf des Meeresspiegels Grafik: GFZ Potsdam

Ein möglicher Schauplatz der biblischen Sintflut war das Schwarze Meer. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass sich vor etwa 8.000 Jahren vermutlich mächtige aus dem Mittelmeer kommende Salzwasserfluten in das damals tiefer gelegene Binnengewässer ergossen.

Probennahme im Schwarzen Meer Bild: Max-Planck-Institut für marine MIkrobiologie
Probennahme im Schwarzen Meer Bild: Max-Planck-Institut für marine MIkrobiologie

Ein Team von Wissenschaftlern um den Bremer Max-Planck-Forscher Christian Borowski und seinem Kollegen Helge Arz vom Geoforschungszentrum Potsdam zeigte jetzt zum ersten Mal, dass es dort bereits vor ca. 130 000 Jahren schon einmal zu einer Überschwemmung gekommen sein muss.

Während der letzten Eiszeit in der Zeit vor etwa 115.000 bis 10.000 Jahren war das bis zu 2200 Meter tiefe Schwarze Meer ein großer Süßwassersee und durch den damals trocken gefallenen Bosporus vom Mittelmeer getrennt. Erst mit dem Abschmelzen der mächtigen polaren Eiskappen und dem Anstieg des weltweiten Meeresspiegels konnte sich vor etwa 8.000 Jahren das Mittelmeer über den Bosporus in das damals etwa 100 Meter tiefer liegende Schwarze Meer ergießen. Die Überflutung weit besiedelter Küstengebiete könnte somit Schauplatz der biblischen Sintflut gewesen sein.

Beeindruckend ist der damit einher gehende Wechsel von einem Süßwassersee in ein stark geschichtetes salziges Meer, in dem heute mit Ausnahme der obersten 150 Meter lebensfeindliche Verhältnisse herrschen. Unterhalb dieser Zone gibt es keinen gelösten Sauerstoff mehr, weil der Abbau abgestorbener organischer Materie im Laufe der vergangenen Jahrtausende sämtliche Sauerstoffvorräte aufzehrte. Höheres Leben ist in den unteren Schichten deshalb nicht möglich. In dem rhythmischen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten während der letzten Jahrhunderttausende muss es wiederholt Phasen gegeben haben, in denen durch die Meeresspiegelhochstände während der Warmzeiten das Schwarze Meer über den Bosporus mit dem Mittelmeer verbunden war.

Im Mai 2007 hat eine Gruppe von Meeresforschern an Bord des deutschen Forschungsschiffs Meteor unter Leitung von Christian Borowski vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen, handfeste Beweise dafür entdeckt. Bei dieser Expedition entdeckten die Forscher bis zu 150 000 Jahre alte Ablagerungen unbeschädigt und in ihrer kompletten Abfolge. Frühere Expeditionen waren diesbezüglich ohne Erfolg, denn in weiten Teilen dieses Binnenmeers sind diese Abfolgen durch übliche Bohrverfahren nicht erreichbar. In den neuen Bohrkernen hebt sich dieser ältere Salzwassereinfluss von vor über 100 000 Jahren deutlich von den eher homogenen grau-braunen Süwasser-Ablagerungen ab: Dunkle massige Lagen organischen Materials - ein so genannter Sapropel - wechseln sich mit fein geschichteten hellen Lagen ab, die aus marinen Kalkalgenskeletten bestehen.

"Ein wahrer Glücksfall, dass wir mit unserer Expedition eine geeignete Stelle gefunden haben, an der die natürliche Sedimentabfolge ungestört erhalten geblieben ist", sagt Meeresgeologe Helge Arz vom Geo-Forschungs-Zentrum Potsdam, "denn seit vielen Jahren ist unsere Suche nach diesem Beweis ohne Erfolg gewesen".

Ein Ziel der Meteor-Expedition M72/5 war es, Daten über die jüngere Geschichte dieses Binnenmeeres und des Klimas der angrenzenden Landmassen zu gewinnen. "Faszinierend an den neuen Bohrkernen ist, dass man damit die jüngere Geschichte des Schwarzen Meers lückenlos verfolgen kann. Noch wissen wir nicht, ob die Salzwassereinströme mit sintflutartigen Überschwemmungen einhergingen oder sich vielleicht langsam über mehrere tausend Jahre erstreckten. Unsere Daten belegen aber, dass das Naturschauspiel der Überflutung mit Meerwasser wiederholt stattgefunden hat", betont Christian Borowski.

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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